« Theater-Management | Main | Theaterstandort »

Mittwoch, Februar 20, 2013

Theaterlust in Güstrow

Auf der Güstrower Online-Seite der Schweriner Volkszeitung (SVZ) lese ich heute:

"Geschichten rund ums Theater gesucht

Heidemarie Beyer, Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer des Ernst-Barlach-Theaters Güstrow, plant eine Publikation zum Theaterjubiläum und bittet um Mithilfe.

185 Jahre steht das Güstrower Theater am Franz-Parr-Platz. Am 12. Oktober 1828 öffnete sich zum ersten Mal der Vorhang. Gezeigt wurde das Schauspiel "Hans Sachs" von Johann Ludwig Deinhardstein. Bemerkenswert ist das nach Plänen des Schweriner Hofbaumeisters Georg Adolf Demmler erbaute Schauspielhaus in mehrfacher Hinsicht. Heute gilt es als ältester noch genutzter Theaterbau in Mecklenburg. Damals, vor 185 Jahren, waren es die Güstrower Bürger, die für ihr Theater sammelten. Unzählige Geschichten auf, hinter oder vor der Bühne haben sich seitdem zugetragen.

Genau dort setzt der Vorschlag von Heidemarie Beyer, Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer des Ernst-Barlach-Theaters, ein. Sie meint, dass es viele Episoden, Geschichten, Erlebnisse oder Berichte über nichtalltägliche Ereignisse rund um das Theater einfach Wert sind, festgehalten zu werden. "Wir nehmen den Geburtstag des Theaters zum Anlass, um eine Broschüre mit Beiträgen von Theaterbesuchern zu füllen. Wer meint, dass er eine solche Geschichte erzählen kann, möge bitte zu Papier und Stift greifen und die Sache aufschreiben", wirbt Heidemarie Beyer. Wer hat Erinnerungen an den Umbau des Theaters 1955 bis 57? Wer kennt noch Mitglieder des Güstrower Theaterensembles, wer weiß etwas aus der "Perten-Zeit", wer hat Gastspiele großer Ensembles erlebt?

Entstehen soll eine Publikation, die so bunt und einmalig ist wie das Theater selbst. Geschichten und Episoden, kurze oder lange, traurige oder lustige, sollten von den Theaterbesuchern aufgeschrieben und in der Vorverkaufskasse des Theaters abgegeben werden. Bitte Namen und Adresse nicht vergessen anzugeben!"

Fällt Ihnen was auf? Der älteste Theaterbau in Mecklenburg wird nicht als "marode" beschrieben. Es wird kein Neubau gefordert. Die Güstrower diskutieren auch nicht darüber, wer vom verbliebenen Personal entbehrlich ist (Güstrow hat leider schon lange mehr kein festes Ensemble). Obwohl nur noch Bespieltheater, identifizieren sich die Bewohner mit ihrem Theater. Da kannste wat lernen!

Donnerstag, Februar 14, 2013

Ohne Intendanten???

Ab 2015 also ohne Intendanten! Diesen Vorschlag, der die sagenhafte Summe von 200.000 € einsparen könnte (über welchen Zeitraum eigentlich?), vermeldete die Online-Ausgabe der OZ am 10.2.2013 ("Intendanz steht vor dem Aus"). Das paßt doch zu bisherigen Überlegungen, die ich bereits am 5.2. auf diesem Blog notierte (Wie unredlich die Presse mit dem Volkstheater umgeht... ):

  • WARUM das Theater platt gemacht werden soll, hat OB Methling auf dem 1. OZ-Volkstheaterforum in einem unbedachten Nebensatz verraten: "2015 wird das Große Haus ohnehin abgerissen".
  • Aber um das Gebäude 2015 abreißen zu können, muss zuvor die Organisation VTR beseitigt werden. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für die vielen notwendigen Teilaktivitäten:
  • Die besten Kräfte vergraulen (ist schon recht gut gelungen),
  • Gebäude permanent schlecht reden und schreiben (dabei hilft leider auch der Intendant),
  • Theater am Stadthafen als Spielstätte kündigen (angeblich aus Kostengründen, faktisch jedoch, damit nichts Bespielbares mehr bleibt, wenn das Große Haus abgerissen ist),
  • die Intendatensuche aussetzen (weil es ab 2015 keine Spielstätte mehr geben soll),
  • mit der Vision eines Theaterneubaus ablenken (dabei hilft leider auch der Intendant).

Ja und wenn das Große Haus 2015 ohnehin abgerissen wird und zuvor schon das Theater am Stadthafen gekündigt wurde (Die Medien und das Volkstheater. Brecht im Stadthafen) , brauchen wir in der Tat nach 2014 keinen Intendanten mehr! Weil wir dann keine Spielstätte mehr haben. Dann kann Herr Methling wirklich die Theaterangestellten verkaufen (siehe Postkartenaktion "Volkstheater muss sein" ).

Wieso reden eigentlich einige noch immer über einen Theaterneubau? Wer soll denn da nach 2018 oder später spielen?

Montag, Januar 07, 2013

Theaterstrukturdebatte - Rostocker Modell

Frau Dr. Bachmann schreibt zur Theaterstrukturdebatte folgendes (übernommen aus MVPO vom 25.12.2012):

Die Modelle der METRUM GmbH zur Struktur der Theater und Orchester in Mecklenburg-Vorpommern sind vom Kopf auf die Füße zu stellen.

Kern der Landesmodelle ist die Finanzsicht anstelle eines Landeskulturkonzepts. Zudem basieren die Modelle auf einer nicht korrekten Datenbasis und enthalten unrealistische Annahmen, so z. B. ist ein einheitlicher Haustarif bei gleichzeitig sehr hohem Stellenabbau vorgesehen. Beschäftigte und Gewerkschaften können dem nicht zustimmen. Die erwarteten Einsparungen sind nicht nur in diesem Punkt in keiner Weise überprüfbar. Künftige Mehrkosten sind ebenfalls nicht vorgesehen, bis auf die Kosten der Kündigung von fast 200 Theaterschaffenden, die selbstverständlich zum größten Teil durch die Kommunen übernommen werden sollen.

Ein Blick auf die Ausgangsbasis der Modelle, das vermutete Defizit von 12 Mio. Euro aller Theater in Mecklenburg-Vorpommern bis 2020, macht deutlich, dass bis auf die Theater in Schwerin und Vorpommern die Fehlbedarfe aller Theater außer denen von Schwerin und Vorpommern durch andere Maßnahmen als Fusionen gedeckt werden können:

  • 5,2 Mio. Euro beim Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin
  • 3,4 Mio. Euro beim Theater Vorpommern
  • 1,0 Mio. Euro beim Volkstheater Rostock
  • 900 TEUR bei der Theater- und Orchestergesellschaft Neubrandenburg/Neustrelitz
  • 400 TEUR bei der Vorpommerschen Landesbühne Anklam
  • 400 TEUR beim Mecklenburgischen Landestheater Parchim
  • 100 TEUR beim Theater Wismar
  • 100 TEUR beim Ernst-Barlach-Theater Güstrow.

Das kann nur zu einer Schlussfolgerung führen: Schwerin und Vorpommern müssen ihre Theater zunächst intern sanieren, damit sie andere Theater nicht gefährden.

Auch das Neubaukonzept des Volkstheaters Rostock mit seinen wirtschaftlichen Effekten blieb durch die METRUM GmbH gänzlich unberücksichtigt.

Letztlich laufen alle Modelle auf eines hinaus: Die Rettung des Schweriner Theaters auf Kosten der Rostocker Bühne. Rostock soll weiterhin seinen hohen kommunalen Anteil von ca. 8 Mio. Euro jährlich einbringen, aber nur noch die Hälfte des bisherigen Angebotes erhalten. Und an möglichen Defiziten der neuen Gesellschaft wäre Rostock weiterhin beteiligt. Das ist kein Zukunftsmodell, weder für das Volkstheater Rostock noch die Finanzen der Hansestadt Rostock.

Daher bedarf es eines neuen Modells, das hiermit zur Diskussion gestellt wird:

1. Rostocker Modell - Landesdebatte

  1. Der strategische Ausgangspunkt ist zu ändern: Strukturen folgen Aufgaben, Inhalten und Geschäftsfeldern.
  2. Die Datenbasis der METRUM GmbH ist zu korrigieren.
  3. Der Grundsatz „Konsolidierung eines Theaters nicht auf Kosten anderer Theater“ ist einzuführen und umzusetzen.
  4. Die Theater sind in eine strategische Landesentwicklung von M-V als Tourismus-, Gesundheits- und Kulturland einzubetten.
  5. Eine Kulturentwicklungsplanung des Landes ist einzufordern und zu erarbeiten.
  6. Die Kulturwirtschaft ist, unter Einbeziehung der Theater auszubauen.
  7. Alle Theater in M-V erarbeiten Alleinstellungsmerkmale.
  8. Mehrspartentheater sind in mindestens drei Regionen von M-V bereit zustellen, unter Berücksichtigung beider Landesteile.
  9. Die Kooperationen aller Theater in M-V sind zu erweitern, untereinander und mit Dritten.
  10. Die Angebote der Theater in M-V sind untereinander abzustimmen (Spielplanabstimmung) sowie mit der Tourismuswirtschaft zu verbinden.
  11. Das Finanzierungsmodell der Theater M-V ist neu zu gestalten.

2. Rostocker Modell – Volkstheater Rostock

  • Für Rostock ist ein finanzierbares zeitgemäßes Theater zu entwickeln, das in der Bevölkerung akzeptiert wird und in die Stadtgesellschaft hinein wirkt.
  • Beim VTR soll es sich um ein vor Ort produzierendes Theater mit eigenem Ensemble und Sparten übergreifendem Angebot handeln (autonomes Stadttheater).
  • Es sind Kooperationen inner- und außerhalb von M-V sowie mit lokalen Akteuren einzugehen.
  • Der Theaterneubau ist zügig umzusetzen, bei Mitfinanzierung des Landes
  • Die Kommune Hansestadt Rostock ist mehrheitliche Rechtsträgerin der VTR GmbH. Minderheitsbeteiligungen durch das Land, andere Kommunen, Theater oder Private sind möglich.
  • Das VTR entwickelt ein ambitioniertes künstlerisches Programm.
  • Einnahmen sind zu steigern und Ausgaben zu optimieren.
  • Umgehend ist ein Haustarif bis zum Jahr 2020 abzuschließen.

3. Finanzierungssäulen der Theater in M-V

  1. Zuschuss der Theaterträger (Kommunen, evtl. Dritte)
  2. Zuweisung von FAG-Mitteln unter Berücksichtigung des Einwohnereinzugsbereichs,der finanziellen Beteiligung der Theaterträger und der zahlungswirksamen Aufwendungen laut Wirtschaftsplan
  3. finanzieller Beitrag des Landes, der nicht aus dem Vorwegabzug kommunaler Mittel (FAG) resultiert, zu vergeben auf Basis von Zielvereinbarungen zwischen Theaterträgern und Land, zu finanzieren über Steuermehreinnahmen (z.B. 10 % der Mehreinnahmen aufgrund der Erhöhung der Grunderwerbssteuer)
  4. Verbreiterung der kommunalen Finanzierungsbasis durch Einbeziehung der Landkreise
  5. Einnahmeerhöhung / Kostenoptimierung in den Theatern

4. Rostocker Handlungsbedarf - Nächste Schritte

  • Die Verhandlungen mit dem Land sind umfassend vorzubereiten, unter Aufstellung einer fachlich starken Verhandlungsgruppe.
  • Die unter „Rostocker Modell“ genannte Herangehensweise ist durch eine selbstbewusste Rostocker Verhandlungsführung einzufordern.
  • Das VTR entwickelt bis Ende Januar Grundzüge der inhaltlichen Erneuerung des VTR.
  • Bei der derzeit laufenden Ausschreibung eines Intendanten (Bewerbungsschluss 21.12.12) ist eine Person mit innovativem Konzept auszuwählen. Bewerbern mit konzeptionellen Ansätzen ist ggf. eine Fristverlängerung für eine Vertiefung ihres Konzeptes zu gewähren.
  • Die AG Theaterneubau ist umgehend einzuberufen.
  • Das VTR hat bis zum Sommer 2013 ein inhaltliches Theaterkonzeptes unter Entwicklung eines Alleinstellungsmerkmals vorzulegen.
  • Aus dem Konzept sind, in Verbindung mit den bereits beschlossenen Konzepten, die erforderlichen Strukturen abzuleiten.
  • Die Ergebnisse sind der Öffentlichkeit zur Debatte vorzulegen, bevor sie durch die Bürgerschaft beschlossen werden.

Dr. Sybille Bachmann, Vorsitzende der Fraktion Rostocker Bund/Graue/Aufbruch 09

Sonntag, Dezember 30, 2012

EVENT statt KULTUR

Die Ostsee-Zeitung meldet:

/OZ/LOKAL/HRO vom 27.12.2012 20:21

Berliner bietet Hansestadt Theaterarena an

Rund um die Spielfläche könnten mehr als 1800 Besucher bei ganz unterschiedlichen Veranstaltungen Platz finden.

Rostock (OZ) - In der Diskussion um ein neues Theater in Rostock bietet ein Berliner Theatermann der Hansestadt ein fertiges Konzept für einen Neubau an. Nicht einmal 20 Millionen Euro solle seine „Piscator Medienarena“ kosten, kündigt Frank Burckner (82) an.

Er leitete 13 Jahre lang das ForumTheater am Kurfürstendamm in Berlin und war mit großen Produktionen europaweit unterwegs. Das Konzept des „ersten Multi-Visionstheaters auf der Welt“ liege fertig in der Schublade und müsse Rostocker Verhältnissen angepasst werden.

Volkstheater-Geschäftsführer Stefan Rosinski ist skeptisch.

EVENT statt KULTUR.

GROSSE PRODUKTIONEN.
MULTIVISION
Das alles brauchen wir in Rostock dringendst! Richtiges Theater hingegen wohl weniger.
Die Stadthalle können wir dann auch gleich zumachen. War ja schon einmal beabsichtigt.

Donnerstag, Dezember 06, 2012

Immer nur "Entweder Neubau oder Niedergang"?

Die Ostseezeitung meldet am 03.12.2012:

Theater: Verzweifelter Appell

Kröpeliner-Tor-Vorstadt (OZ) - Die beiden Vereine Freunde und Förderer des Volkstheaters und die Philharmonische Gesellschaft wenden sich heute mit einer gemeinsamen Erklärung an die Mitglieder der Bürgerschaft. Sie wollen sie ermutigen, „in den anstehenden Auseinandersetzungen mit den Vertretern des Kultusministeriums für ein eigenständiges Stadttheater mit vier Sparten und die Norddeutsche Philharmonie in mindestens ihrer jetzigen Größe zu kämpfen“.

Die beiden Vorsitzenden Antje Jonas und Thomas Diestel haben den Brief unterschrieben. Sie betonen: „Die Fusion mit dem Staatstheater Schwerin halten wir für unannehmbar, da unserem Volkstheater die Chance auf eine weitere selbstbestimmte und zeitgemäße Fortführung seiner Stadttheatertradition genommen würde.“

Seit Jahren produziere das Volkstheater unter schwierigsten Bedingungen, so die beiden Vorsitzenden. Jetzt habe die seit längerem andauernde Rostocker Theaterkrise durch die kürzlich veröffentlichten Modelle zur Weiterentwicklung der Theater- und Orchesterlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern eine weitere Verschärfung erfahren. Die Zeit arbeite angesichts der Gesamtsituation inzwischen gegen die Rostocker Bürger, die im Interesse einer kultivierten Stadtgesellschaft heute und künftig nicht bereit sind, auf ihr Stadttheater zu verzichten. „Gelingt es nicht, kurzfristig den Neubauprozess in Gang zu setzen, besteht die sehr reale Gefahr einer Insolvenz und des endgültigen Niedergangs des Volkstheaters Rostock.“

Da gibt es in Rostock zwei Vereine mit anspruchsvollen Zielstellungen, aber in ihren öffentlichen Verlautbarungen tauchen immer nur zwei Aussagen bzw. Forderungen auf: (a) Mehr Geld für das 4-Sparten-Theater, (b) Neubau so schnell wie möglich! Reicht es wirklich aus, sich auf diese beiden Forderungen zu beschränken?

Die aktuelle Misere hat doch viele Ursachen:

  • Wohl an erster Stelle ist die unzureichende Akzeptanz des Theaters / seiner Angebote bei der Rostocker Bevölkerung zu nennen. Wäre es anders, hätte man z.B. dem OB nicht das dreiste Stück einer so abrupten und so langen Schließung des Großen Hauses mit seiner Wiederwahl honoriert.
  • Der aktuelle Spielplan lockt wirklich kaum einen Hund hinterm warmen Ofen hervor. Das Große Haus bleibt viele Dezemberabende lang unbespielt, es gibt lediglich am Vormittag Kindervorstellungen. Die sind gut und wichtig, aber warum ist abends nichts los? Vor einem Jahr erklärte man uns das einleuchtend damit, dass im Zelt der Kulissenumbau zu arbeitsaufwendig sei. Aber jetzt? Gerade in der Vorweihnachtszeit gehen nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene besonders gerne ins Theater, finden aber viel zu wenig Angebote.
  • Die Aufführungen werden viel zu wenig beworben. Die Briefkästen der Rostocker Bürger quellen jeden Tag von Werbung über, aber Theaterwerbung war und ist bislang nicht dabei. Selbst wer im Internet jeden Tag über die Online-Informationen von NNN, OZ und das-ist-rostock wandert, findet viel zu wenig zum laufenden Theaterbetrieb (dafür aber jede (Horror-) Meldung über das Theaterdesaster (siehe oben zitierten Brief der beiden Vereine: motiviert der etwa zu einem Theaterbesuch?) und die stereotype Wiederholung, dass erst ein Neubau alles besser werden läßt
  • Herausragende Leistungen werden in der Öffentlichkeit viel zu wenig (kaum!) gewürdigt. Ich denke da an die Tanztheater-Inszenierungen oder an The Who´s Tommy. So lange die Roznos-Aufführungen weitgehend besucherfrei bleiben, ist es in meinen Augen geradezu eine Unverschämtheit, einen Theaterneubau zu fordern!

Dies alles und mehr ist aber als Kritik nicht vorzugsweise an den OB und die Bürgerschaft (wie es die beiden Theatervereine tun) oder an die Medien zu richten, sondern vor allem an die Betriebsleitung des Theaters. Aber davon spricht kaum einer. Auch nicht die beiden Vereine. Dabei könnten sie sich sehr handfest einbringen, beispielsweise vielschichtige Gesprächsrunden mit den Theaterakteuren und den Theaterbesuchern organisieren. Oder sich mit dafür einsetzen, dass die Hoteliers der Stadt und des Umlandes endlich erkennen, welche Werbewirkung die guten (aber auch nur die!) -Theateraufführungen entfalten können und gegebenenfalls den Gast motivieren, eine Nacht länger zu bleiben. Oder andere Aspekte des Mehrwertansatzes von Torsten Koplin aufgreifen und zu beleben suchen. Oder, oder, oder...

Posted by Dr. Günter Hering at 18:50
Edited on: Freitag, Dezember 07, 2012 19:01
Categories: Inszenierungen, Konzeption(en), Kultur ist Mehrwert, Marketing, Personal, Theaterneubau

Dienstag, Oktober 23, 2012

Rostocks mühsamer Weg zum neuen Volkstheater - kein Kommentar

Die NNN berichtet in ihrer Ausgabe vom 23. Oktober 2012 folgendes:

Ein großes Fest soll es werden, bei dem Rostock sich selbst feiert und alles zusammenkommt, was an der Warnow Rang und Namen hat. Schon jetzt verhandeln Stadtpolitiker um die Plätze in der ersten Reihe, wenn das neue Rostocker Volkstheater eröffnet wird. 2018, zur Feier des 800-jährigen Stadtjubiläums. Dass das neue Haus zu dem Termin aber tatsächlich stehen wird, ist mittlerweile mehr als fraglich.

In der Zwickmühle - und zwar mehrfach

Denn weder der Standort ist klar noch gibt es eine Kostenschätzung oder ein Finanzierungskonzept. Ungewiss ist auch, wie vielen Künstlern und Sparten der Neubau Platz bieten muss, solange die Debatte auf Landesebene zur Theaterstruktur nicht abgeschlossen ist. Ein Großteil der dort vorgeschlagenen Modelle setzt aber einen Theater-Neubau in Rostock voraus. Und den machen auch die Gewerkschaften zur Bedingung für einen Haustarif - der nötig ist, um die akut drohende Pleite abzuwenden. Rostock steckt gleich mehrfach in einer Zwickmühle und tut dennoch kaum etwas, um sich daraus zu befreien.

Dabei sehen Bürgerschaft und Verwaltung sich gegenseitig in der Verantwortung für den Stillstand. "Die Bürgerschaft hat alle Beschlüsse getroffen", sagt deren Präsidentin Karina Jens (CDU) über den Weg zu einem Bühnen-Neubau. Die meisten Fraktionen sind ebenfalls der Meinung, nun sei die Verwaltung am Zug, konkrete Vorschläge zu machen, wie und wo ein Neubau umzusetzen wäre, und durchzurechnen, wie viel das kostet. Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos) und das ihm unterstellte Planungsamt liefern aber seit Monaten keine Ergebnisse und blockieren damit den Neubau-Prozess.

Stattdessen rechnet Methling den Fraktionen vor, dass Rostock sich das Theater in seiner jetzigen Struktur nicht mehr leisten könne und seine Entwicklung dadurch gehemmt sei. "Möglich wäre eine Reduzierung von einem Vier- auf ein Zwei-Sparten-Theater", schlug der OB jetzt im Finanzausschuss vor - und damit der Bürgerschaft ins Gesicht. Denn diese hatte bei der GmbH-Gründung und mit dem betriebswirtschaftlichen Konzept 2012 ein Vier-Sparten-Haus beschlossen.

Dass Methling seinen Vorschlag dennoch ins Spiel bringt, ist auch im Zusammenhang mit der Landesdebatte zu sehen, die zurzeit alle Diskussionen auf kommunaler Ebene überlagert. Das Kultusministerium lässt von den Kommunen als Theaterträger gerade neun Vorschläge für die künftige Bühnenstruktur in Mecklenburg-Vorpommern diskutieren, darunter verschiedene Fusionsmodelle. Gestern ließ Methling im Hauptausschuss durchblicken, dass er das Autonomie-Modell favorisiert. Angesichts der Landesdiskussion beginnt nun auch in der Bürgerschaft der Rückhalt für die vier Sparten zu bröckeln.

Ob sich Methling von seinem Zwei-Sparten-Vorschlag mit einem Seitenblick auf die Landesregierung die Chance auf eine finanzielle Förderung für einen Neubau verspricht, lässt er offen. Deutlich macht er aber, dass er im Windschatten der Landesdebatte die Chance sieht, die öffentlichen Zuschüsse für die Bühne weiter zu reduzieren. Die rund 17,5 Millionen Euro, die die Bühne jetzt bekommt, sollen bis 2018 jährlich um je eine Million mehr abschmelzen - auf schließlich 12,5 Millionen.

Für den künstlerischen Betrieb des Volkstheaters stellt das eine akute Bedrohung dar. Denn schon jetzt hat die GmbH ein Minus von 1,3 Millionen Euro. "Ohne finanzielle Hilfe von der Stadt könnte ich zehn Stellen im Schauspielbereich nicht nachbesetzen, müsste die Etats für Gastkünstler, Ausstattung und Investitionen immer weiter kürzen", sagt Geschäftsführer Stefan Rosinski.

Der schleichende Tod droht

Die Folge: Ab Herbst 2013 könnte das Theater keine Neuproduktionen mehr zeigen, würde damit immer weniger Besucher anlocken, und so die FAG-Mittel immer weiter drücken. Alles zusammen würde den schleichenden Tod der Bühne bedeuten.

Ohne Kunst und Künstler, die einen Neubau mit Leben füllen, bräuchte Rostock sich aber nicht mehr über einen Standort oder eine Finanzierung zu streiten - und könnte sich schon jetzt um einen alternativen Saal für den Festakt zum Stadtjubiläum umsehen.

Mittwoch, Juni 20, 2012

Theaterneubau - wie ernst muss man das nehmen?

Die Ostsee-Zeitung vom 20. Juni 2012 berichtet:

Bürgerschaft genehmigt Neubauentwurf für Volkstheater

Die Pläne für den Bau des neuen Theaters in Rostock nehmen Form an.

Rostock (dpa/mv) - Die Rostocker Bürgerschaft hat am Mittwoch mit großer Mehrheit den Entwurf für den Bau eines neuen Theatergebäudes genehmigt. Bis 2018 soll das neue Gebäude mit zwei Bühnen auf insgesamt knapp 12 400 Quadratmeter Fläche fertig sein. 56 Millionen Euro sollen nach heutigen Berechnungen investiert werden, sagte der Verwaltungschef des Volkstheaters, Stefan Rosinski, der für die Pläne verantwortlich zeichnet. Der große Saal werde knapp 800 Plätze bieten, der kleine rund 320. Für Rosinski stellt das Konzept in realistischer Weise die Grundlage für den Betrieb eines mittelgroßen Stadttheaters dar. Unklar ist allerdings nach wie vor der Standort des Theaters, drei Flächen in der Stadt sind in der Diskussion.

Die Grüne-Fraktion kritisierte, dass die Finanzierung des Hauses nicht gesichert sei. Schon in der Vergangenheit habe es in Rostock Großprojekte wie beispielsweise die Internationale Gartenausstellung IGA gegeben, für die Millionen ausgegeben wurden und die sich nicht refinanziert hätten. Zudem müssten für den Betrieb des Theaters 24 neue Stellen geschaffen werden.

Nach Ansicht von Beobachtern ist das Konzept nur ein neues Papier, das als Grundlage für weitere Planungen genommen werden soll - auch wenn es realistischer sei als bisherige Konzepte. Problematisch sei auch, dass es keine Perspektive biete für die Zeit nach 2020, bis dahin läuft die Landesförderung für Theater. Wie die Förderung danach aussieht, ist nicht bekannt.

Seit 1942, als das Volkstheater durch Bomben zerstört wurde, muss sich Rostock mit einem zum Theater umgebauten Provisorium als Hauptspielstätte begnügen. Das Gebäude kann nicht die heutigen Ansprüche an ein modernes Theater erfüllen. Das Große Haus war Ende Februar 2011 wegen erheblicher Mängel beim Brandschutz geschlossen worden, es soll mit Beginn der neuen Spielzeit im Herbst wieder zur Verfügung stehen.

Anmerkungen und Fragen:

  • Zwei Bühnen mit 800 + 320, insgesamt also 1120 Plätzen - das soll auslastbar sein?
  • 56 Millionen Baukosten und zusätzlich 24 neue Stellen - wie kann das finanziert werden? Selbst wenn an jedem Spieltag 1120 Besucher kämen - die Einnahmen aus dem Verkauf der Eintrittkarten reichen bekanntlich nicht zur Finanzierung des Spielbetriebes, geschweige denn zur Refinanzierung der Baukosten
  • Bis zum Überdruß wird wiederholt, das Große Haus könne "nicht die heutigen Ansprüche an ein modernes Theater erfüllen". Bis zum Überdruß ist dieser unzutreffenden Sichtweise entgegenzuhalten: (1) Wäre das urspüngliche Theater nicht durch Bomben zerstört worden, könnte es keine besseren Bedingungen für "heutige Ansprüche" bieten. (2) Die Theatergeschichte kennt unglaublich viele Beispiele dafür, dass unter sehr schlechten räumlichen Bedingungen ganz großes Theater gespielt wurde. Und daran kann und muß sich Rostock ein Beispiel nehmen! Wenn es dann zur Belohnung für dauerhaft herausragende Qualität einen Neubau gäbe, wäre dies sehr schön. Aber der Neubau darf und kann keine Bedingung für Qualität sein!

Mittwoch, Mai 23, 2012

"Das Volksstheater im 21. Jahrhundert" - Visionen der Kultursenatorin

Kaum hat der Intendant des Volkstheaters endlich sein Konzept abgeliefert, schon wird es durch ein Ideenpapier der zuständigen Senatorin ergänzt / konterkariert / in Frage gestellt. Offenbar passen die beiden Materialien nicht ausreichend zueinander, denn sonst gäbe es ein gemeinsames Konzept.

Die NNN berichtet am 23. Mai 2012 folgendes:

Für die zukünftige inhaltliche Ausrichtung des Volkstheaters hat auch Kultursenatorin Liane Melzer (SPD) schon Impulse gegeben. Sie finden sich in einem Ideenpapier mit dem Titel "Das Volkstheater Rostock im 21. Jahrhundert", das unter anderem in Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Bürgerschaftspräsidenten und Rostocker Beauftragten für Stasi-Unterlagen, Christoph Kleemann, entstand. Einen Schwerpunkt legt das Melzer-Papier auf den künstlerischen Nachwuchs. Er soll frischen Wind ins Volkstheater bringen. So schwebt der Senatorin eine Orchesterakademie an der Norddeutschen Philharmonie vor. Damit verbunden ist eine engere Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater.

Im Schauspiel sollen mehr Ur- und Erstaufführungen den Spielplan bereichern. "Der Höhepunkt der Entwicklungsarbeit könnte sich alle zwei Jahre in einem für Deutschland einzigartigen durchzuführenden Event mit dem Namen ,Woche der neuen Dramatik’ manifestieren", heißt es in Melzers Konzept. Die Kultursenatorin setzt insbesondere in diesem Punkt auf Unterstützung von Land und Bund. Weitere Ideen sind der Ausbau des Kinder- und Jugendtheaters, niederdeutsches Theater sowie eine Bürgerbühne, in der zum Beispiel Rostocker Senioren kreativ werden könnten.

In Melzers Vision ist das Volkstheater ein zugänglicher Ort. Öffentliche Proben und Gastronomien sorgen dafür, ebenso wie mehr Vorstellungen in den Stadtteilen und im Umland. Auch mit anderen Städten im Ostseeraum soll das Volkstheater zusammenarbeiten. "Hier gilt es, alle Förderprogramme der EU zu nutzen", so Melzer.

Die Frage der Finanzierung reißt die Senatorin in ihrem Papier nur an. Auch wenn sie sich vom Theaterneubau einen Anstieg der Besucherzahlen - und damit des Kostendeckungsgrades - verspricht, sagt sie mit Blick auf die eingefrorenen Landeszuschüsse und die Personalkosten: "Der derzeit errechnete Sockelbetrag von 19,8 Millionen Euro wird nicht ausreichen, um den Spielbetrieb in der jetzigen Form absichern zu können."

Anmerkungen:

  • Die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Rostocker Beauftragten für Stasi-Unterlagen ist ganz sicher eine Garantie für die Qualität des Melzer-Papiers (wo sind wir eigentlich hingeraten?).
  • Mehr Ur- und Erstaufführungen im Schauspiel: Neues um jeden Preis? Vielleicht nach dem Modell, einen Fontane-Roman zum Bühnenstück umzuarbeiten? Oder nicht doch aufbauen auf Bewährtem, dass zugleich noch immer tagaktuell ist? Spontan fallen mir da Lessings "Nathan", Hacks's "Frieden" und der "Drache" von Schwarz ein - eine sehr bescheidene Auswahl von vielen, vielen guten Stücken, die auch heute noch unter die Haut gehen, wenn sie richtig und nicht als Selbstverwirklichkeitsversuch des jeweiligen Regisseurs aufgeführt werden.
  • Ein für ganz Deutschland einigartiges Event "Woche der neuen Dramatik" umsetzen? Das wäre vielleicht zur Zeit von Perten ein anspruchsvolles Ziel gewesen, als das Rostocker Theater über die Stadt- und Landesgrenzen hinweg einen hervorragenden Ruf hatte. Unter den heutigen desolaten Bedingungen halte ich diese Zielstellung für eine maßlose Selbstüberschätzung.
  • Ist es nicht eine Milchmädchenrechnung, dass in ein größeres, neues Theatergebäude mehr Zuschauer gehen und dadurch mehr Einnahmen generiert werden? Hängt die Akzeptanz des (potentiellen) Publikums nicht eher vom Angebot und seiner Qualität ab? Wenn in den jetzigen kleinen Spielstätten so viele Sitzplätze leer bleiben, wie mag es dann in einem größeren Neubau aussehen?

Dienstag, Februar 14, 2012

Wiedergewählt - Roland Methling lässt Katze aus dem Sack

Die neuerlichen Angriffe des OB kurz nach seiner Wiederwahl werden in einer Pressemitteilung von Frau Dr. Bachmann wie folgt kommentiert:

Wie erwartet, zeigt Roland Methling nach seiner Wiederwahl sein wahres Gesicht. Schluss mit Lustig und Wahlkampf-Schmusekurs.

Erneut schlägt er unrealistische Kürzungen beim Theater vor und garniert dies populistisch mit der allgemeinen Haushaltslage und der angeblichen Fürsorge für die gesamte kulturelle Szene.

Seit wann zahlt Rostock 17,5 Mio. an das Theater? Schön wäre es ja, dann stände der Neubau sicherlich schon. Die Landsmittel als eigene auszugeben, das ist schon gewagt - oder eben populistisch. Immerhin sind es Steuergelder. Wieviel der Steuerzahler bei Sozialem oder anderen Ressorts zahlt, wird natürlich nicht genannt.

Ein Vier/Fünf-Sparten-Ensemble-Theater wird immer mehr oder weniger die Summe von 16 Mio. Euro kosten. Die Frage ist nur: Wer zahlt was?

Das Land hat seinen Zuschuss festgeschrieben. Weshalb sollte Rostock diesen Anteil kürzen?

Der städtische Anteil beträgt ca. 8 Mio. Euro. Wenn man den reduzieren möchte, dann geht das nur mit einem Theaterneubau. Dieser wird keine Kosten sparen (!!!), aber Einnahmeerhöhungen ermöglichen. Das heißt, erst wenn der Neubau steht und gut gemacht ist (!!!), dann kann man evtl. über Kürzungen des städtischen Beitrags reden - aber nur solange diese Kürzung nicht zugleich zu einer Kürzung des Landesanteils führt. Alles andere wäre vorauseilender Gehorsam beim Kulturabbau.

Der erneute öffentliche Angriff auf die Senatorin in der Pressemitteilung des OB ist unerträglich.

Sieht so die Handreichung zur Zusammenarbeit aus???

Zur Erinnerung habe ich mal einen Text angehängt über die "Wohltaten" von Roland Methling für das Volkstheater Rostock während der ersten Amtszeit.

Fazit: Mit vereinten Kräften wurde das Schlimmste verhindert - gegen den OB.

Somit bleibt zu hofffen, dass diese Kraft auch für die zweite Amtszeit ausreicht.

Rostock hätte Besseres verdient...

PS. Die vorstehend genannte Anhang ist in dieser schlichten Blog-Struktur leider nicht einbettbar. G.H.

Freitag, Januar 20, 2012

Die Meeresspiegel steigen und unser OB träumt vom Theater im Stadthafen

Da sind sie wieder, die ausufernden Stadthafenpläne unseres OB. Die Stadt hat zwar kein Geld, ist hochverschuldet, aber für die Immobilien- und Bauwirtschaft träumt sie schon mal hemmungslos - vor allem kurz vor der OB-Wahl.

Die Ostsee-Zeitung vom 20.1.2012 berichtet:

Der Rostocker Oberbürgermeister Roland Methling (UFR) würde gern das Volkstheater und das Schifffahrtsmuseum in den Stadthafen verlegen. Die L22 soll dann jedoch unter der Erde verschwinden. Die Ideen hat er schon lange, doch kurz vor der Wahl hat er einen ersten Entwurf seiner Vision vom Architekturbüro HMXW aus Stockholm bildlich umsetzen lassen.

Der erste Entwurf im Auftrag des Vereins „Tradition Ostseeschifffahrt“ sieht einen Gemeinschaftsbau mit 11 000 Quadratmetern für das Schauspielhaus und 3000 Quadratmetern für das Museum vor. Damit der Hafen und die Stadt endlich zusammenwachsen können, muss aber die L 22 aus dem Weg: „Es ist doch vorstellbar, die Straße auf 150 bis 300 Meter unter die Erde zu verlegen“, sagt Methling.

Auch das Stadtplanungsamt prüfe derzeit den möglichen Neubau des Volkstheater am Stadthafen – und eine Verlegung der L 22 unter die Erde. „Bis Ende Februar liegen erste Ergebnisse der Voruntersuchungen auf dem Tisch, die wir dann sofort in die Fraktionen geben werden“, verspricht Methling.

Besonders die Idee, die Straße am Strande in einem Tunnel verschwinden zu lassen, ist angesichts der Prognosen über steigende Meeresspiegel beonders apart. Bei Starkregen ist die Straße jetzt schon überflutet, da können wir uns schließlich auch einen (überfluteten) Tunnel leisten!

Dienstag, Oktober 04, 2011

Straßenbahn soll bis in den Stadthafen fahren - und das Theater dient als Köder

Auch das gehört zu den Kulissenschiebereien: Mit dem Köder "Theater am Wasser" will man die Straßenbahn umverlegen - also die Immobilien am Warnowufer aufwerten:

/OZ/LOKAL/HRO vom 04.10.2011 00:10

Straßenbahn soll bis in den Stadthafen fahren

Rostock (OZ) - Eine neue Straßenbahnlinie könnte den zurzeit verhältnismäßig schlecht erreichbaren Rostocker Stadthafen schon bald näher an die City rücken. Entsprechende Pläne zum Netzausbau bestätigte Wilfried Eisenberg, Technischer Vorstand der Rostocker Straßenbahn AG (RSAG), gegenüber der OSTSEE-ZEITUNG.

Damit würden auch Bedenken von Zweiflern zerstreut, die bislang den Bau eines neuen Theaters und Schifffahrtsmuseums im Stadthafen aufgrund der schlechten Anbindung an die Innenstadt ablehnen.

Der Wunsch nach einer Kaikanten-Linie ist nicht neu und wird jetzt wieder aktuell, weil sich Decathlon für das Grundstück Werftdreieck interessiert. Der französische Sportartikel-Händler wünscht sich eine bessere Anbindung ans Straßennetz.

Posted by Dr. Günter Hering at 15:46
Edited on: Mittwoch, Dezember 05, 2012 16:08
Categories: Finanzen, Konzeption(en), Stadthafenpläne, Stadt Rostock, Theaterneubau, Theaterstandort, Verschwörungstheoretisches

Dienstag, April 19, 2011

Rostocker Theater - Rostocker Politikstil?

oz vom 19.04.2011 19:12

Rostocker Theater - Rostocker Politikstil?

Ich kann nicht glauben, was ich lese: „Sollte man sich jedoch gegen diesen Vorschlag entscheiden, würde man in der Öffentlichkeit als "Bremser" darstehen“ (Frau Kröger, Fraktionsvorsitzende DIE LINKE in der Rostocker Bürgerschaft). Politik nach Öffentlichkeitsmeinung? Wozu hat die LINKE dann eine Programmdiskussion, warum steht im Programm auch was über Kultur – und wozu habe auch ich DIE LINKE eigentlich gewählt?

Frau Kröger ist offenbar bereit, sich und ihre Fraktion am Nasenring vom OB vorführen zu lassen? Nur weil er eine Beschlussvorlage eingereicht hat (die ich – auch im Zusammenhang mit der OZ-Diskussion und seinen dortigen Ausführungen - für so provokant halte, dass es zu einem Abwahlantrag reichen sollte), muss man doch nicht zu diesem frühen Zeitpunkt entscheiden wollen!

Was zwingend und unverzichtbar vorangetrieben werden muss, ist die Mängelbeseitigung im Großen Haus entsprechend den Vorschlägen des Brandschutzkonzeptes. Das kann (a) nicht so viel kosten wie der OB behauptet und (b) auch nicht viel Zeit brauchen. Und DAS wäre ÖFFENTLICHKEITSWIRKSAM!

Hinsichtlich des Neubaues ist auf dem OZ-Forum sehr viel Kluges gesagt worden, auch zu den Standorten.

Bevor über Standorte entschieden wird, sollte die Finanzierung grundlegend geklärt sein. Das geht nicht von heute auf morgen, aber die von den Theaterfreunden favorisierten Standorte Bussebart und Rosengarten gehen ja zwischenzeitlich nicht verloren. Ähnliches dürfte für den auch vorgeschlagenen Neptunwerft-Standort gelten. Wenn es beim Christinenhafen aus irgend welchen Hintergründen pressieren sollte – um so besser, dann erledigt sich dieser teure und für ein Theater wenig attraktive OB-Vorschlag vielleicht von ganz alleine...

Die vom OB eingereichte Beschlussvorlage düpiert alle Rostocker Bürger, die sich bislang engagiert zum Theater geäußert haben, insbesondere diejenigen, die am OZ-Forum teilnahmen. Dort hatte der OB leider nicht den Mut, von seiner Vorlage zu sprechen. Der Vorlagentext lautet:

1. Der Neubau eines Theaters in der Hansestadt Rostock soll am Wasser am Standort Christinenhafen erfolgen.

2. Der genaue Standort einschließlich seiner Umfeldgestaltung und der Einbindung in den städtischen Raum ist im Rahmen eines Städtebaulichen Ideenwettbewerbes zu ermitteln.

3. Der Beschluss Nr. 0271/02-N der Bürgerschaft vom 04.09.2002 zum Standort Fischerbastion wird aufgehoben.

schreibt Günter Hering aus Rostock

Mittwoch, April 06, 2011

Unser Rostocker Theater als Vorwahlkampf-Munition?

Leserbrief in der oz vom 06.04.2011 17:31

In die Rostocker Theaterdiskussion mischen sich Stimmen, die ganz offen Vor-Wahlkampf für den OB machen und zudem sehr falsche Töne anschlagen: „... der Oberbürgermeister macht mit dem Stadthafen den einzigen … würdigen Vorschlag … und befragt dann noch souverän und demokratisch die Bevölkerung. Roland Methling ist einer von hier und einer, der's kann. Bravo!“ (Achim Möller, 1.4., offensichtlich kein Aprilscherz). „Der Stadthafen ist eine tolle Idee des Oberbürgermeisters.... Man muss … eine Meinung entwickeln, diese erklären... Herr Methling hat es vorgemacht“ (Inge Schmidt, 4.4.). „Unser Oberbürgermeister hat es mal wieder allen gezeigt... Ein Glück für Rostock, dass wenigstens der Oberbürgermeister den Durchblick bewahrt und sich für uns engagiert“ (Katrin Schultz, 4.4.).

Was hat er uns allen eigentlich gezeigt? Von einem Tag auf den anderen ließ er das Große Haus schließen, ohne Vorabsprache mit dem Theater, seiner Verwaltung, ohne Beratung mit der Bürgerschaft oder gar mit den Theaterbesuchern. Weil deren Gefahr für Leib und Leben extrem gefährdet war. Von einem Tag auf den anderen? Das Brandschutzkonzept war der Verwaltung und auch ihm am Schließungstag bereits vier Monate bekannt. In diesen vier Monaten blieb er untätig! Mehr noch, bereits bei einer Prüfung im September 2009 wurde festgestellt, dass ein sicherer Betrieb nicht gewährleistet ist. Also vom September 2009 bis zum 22. Februar 2011 gefährdete der OB Leib und Leben der Theaterbesucher und Theatermacher. Bravo, Achim Möller? Hat der OB uns das irgendwann einmal erklärt und ich bekam es nur nicht mit, Frau Schmidt?

Die Idee mit dem Stadthafen hat der OB hingegen „erklärt“, indem er wenige Tage vor der abrupten Theaterschließung die Öffentlichkeit über seine Wünsche hinsichtlich Straßentunnel und Fußgängerbrücke nach Gehlsdorf einschließlich Umfeldgestaltung fürs hafengelegene Theater mitteilte: Der Theaterstandort dient als Köder für die eigentlichen Vorhaben. Diese sollen immerhin (ohne Theater!) geschätzte 150 Mio. Euro kosten. Die Stadt hat (genauer: wir Bürger haben) rund 200 Mio. Euro Schulden an der Backe, das Theater wird wassernah auch um die 50 Mio. Euro oder mehr kosten und es ist überhaupt nicht klar, woher diese Gelder kommen könnten. Der OB legt sogar gegen den Haushaltsbeschluss der Bürgerschaft Widerspruch ein, weil zu wenig gespart werde – aber im Hafenbereich will er hemmungslos bauen. Mit welchen Geldern? Haben rein zufällig die WIRO-Wohnungen einen Verkaufswert von rund 500 Mio. Euro (200 Mio. Schulden, 150 Mio. Tunnel und Brücke, 50 Mio. Theater und 100 Mio. für voraussichtliche Kostenüberschreitungen)?

Trotz seines konsequenten Sparwillens hat der OB ein Standortgutachten in Auftrag gegeben (was hat das eigentlich gekostet, Herr Methling?), obwohl er noch Anfang März erklärte, „bevor über einen Neubau verhandelt wird, müsse das Theater ein neues inhaltliches Konzept vorlegen“ (OZ vom 8.3.). Wann wurde das Standortgutachten in Auftrag gegeben? Doch wohl nicht erst nach dem 8.3.! Und wann hat der OB die Aufgabenstellung für den Theaterneubau und damit fürs Standortgutachten nicht nur entwickelt, sondern auch erklärt, Frau Schmidt? Ist es nicht höchst anormal, wenn für einen Theaterneubau Vorgaben gemacht werden, ohne auch nur die Theaterleute einzubeziehen?

Eine letzte Frage an die OB- und Hafenbefürworter: Wie oft waren sie in den letzten Jahren im Theater? Ist es wirklich so schön, bei Wind und Wetter einen längeren Fußweg in kauf nehmen zu müssen?

schreibt Günter Hering aus Rostock

Dienstag, April 05, 2011

Warum Rostock SO DRINGEND ein neues Theater braucht...

Manche Leserbriefe werden "besser" nicht veröffentlicht, so auch der nachstehende Text:

Rostock braucht ein neues Theater, weil...

1. nur so die Rechnung des Theaterhassers Methling aufgeht: Erstens großes Haus ab sofort geschlossen, zweitens langes Warten auf den Neubau, drittens in der Wartezeit infolge trauriger Übergangslösungen (Schiffbauhalle, Zelt usw.) deutlicher Besucherrückgang (denn in den Provisorien kann nie die Qualität wie im Großen Haus erreicht werden), viertens Infragestellen des Neubaus auf Grund der rückläufigen Besucherzahlen, fünftens Überflutung des vom OB vorgesehen Standortes Christinenhafens wegen ansteigendem Meeresspiegel. Es lebe Methling der Große!

2. sich der OB offenbar so erhofft, die WIRO doch noch (teilweise?) verkaufen zu können: Um den Theaterneubau wenigstens anteilig zu finanzieren. So wäre DIE LINKE vielleicht zu überrumpeln...

3. dann vermutlich mindestens zehn Jahre lang das Volkstheater praktisch tot wäre. Definitive Standortauswahl und -erwerb, Architektenwettbewerb und Ausschreibung, Sicherung der Finanzierung und Bauausführung – das alles braucht mindestens ZEHN JAHRE!