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Freitag, April 19, 2013

Neues auf dem GROSSEN Blog zum Rostocker Theater

Auf dem GROSSEN Blog (www.vtrblog.wordpress.com oder etwas schneller aufgerüfen über www.vtrblog.hux.de) gibt es viele neue, interessante Diskussionsbeiträge auch zu älteren Artikeln. So halte ich die Kommentare 13-15 zum Artikel "Das schlägt dem Faß die Krone ins Gesicht!" für sehr lesenswert. Und zum Beitrag "Dummheit kann man nicht verbieten" scheint sich eine Diskussion zur Finanzierung von Kultur, insbesondere zu potentiellen Umverteilungsmöglichkeiten von Geldern zugunsten von Bildung und Kultur anzubahnen.

Jeder kann mitdiskutieren! Die Beiträge werden nicht "moderiert" (was allerdings nicht bedeutet, dass hirnloses Gedödel stehen bleibt: es gilt die Netiquette).

Montag, März 04, 2013

Gegen Theatermüdigkeit

Gegen Theatermüdigkeit gibt es offenbar viele Rezepte, wie ein heute in der Ostseezeitung veröffentlichter Artikel zeigt:

http://www.ostsee-zeitung.de/nachrichten/kultur/index_artikel_komplett.phtml?param=news&id=3706420.

Was würden SIE dem Volkstheater vorschlagen?

Samstag, Februar 16, 2013

Bitte unterschreiben Sie für ein Viersparten-Theater in Rostock

Eine Unterschriftenaktion für den Erhalt des Rostocker Volkstheaters als Vier-Sparten-Theater und für einen Theaterneubau wird wenig bewirken, ist aber besser als gar nichts. Initiiert wird sie vom Verein "Freunde und Förderer Volkstheater Rostock e.V." und mitgetragen vom Volkstheater. Das aber darf sich nicht finanziell beteiligen, so dass es zwischenzeitlich an den Postkarten mangelte, auf den unterschrieben werden kann.

Der Druck der Postkarten kostet nicht viel, für 30 € bekommt man schon 1000 Stück. Deshalb auch hier noch einmal die Bitte, für den Druck weiterer Karten zweckgebunden zu spenden auf das Konto

Freunde und Förderer Volkstheater Rostock
Ostseesparkasse Rostock
BLZ 130 500 00
Konto 22 0014 868

Inzwischen gibt es - seit dem 8. Februar - auch online eine Unterschriftenliste, zu erreichen über http://blog.volkstheater-rostock.de/

Die Liste ist öffentlich einsehbar und damit für mein Empfinden eine deutlichere Bekundung zugunsten des Theaters als eine an die Präsidentin der Bürgerschaft geschickte Postkarte. Die Gesamtmenge der dort eingehenden Karten sieht eben nur Frau Jens und nicht die Öffentlichkeit, das finde ich schade.

Auf der Liste des VTR-Blogs finden sich erfreulich viele Unterschriften aus anderen Orten, sogar aus dem Ausland. Warum allerdings Andy Anonymus aus Bristol (UK) (und einige andere) nicht zu seinem vollen Namen stehen mag, ist mir unerfindlich. Die Einträge sollten schon glaubwürdig sein, dazu ist das Anliegen zu wichtig! Wer seinen Namen nicht öffentlich preisgeben mag, kann ja zur Postkarte greifen bzw. diese auch selbst ausdrucken: http://www.volkstheater-rostock.de/kontakt/presse.phtml?showsingle-202%3C!--param--%3E

Aber egal, für welche Variante Sie sich entscheiden - bitte, unterschreiben auch sie. Ohne ein lebendiges Theater wird Rostock um einiges ärmer!

Leider ist für die Unterschriftenliste im Internet der VTR-Blog geopfert worden. In der Hoffnung, dass er wiederbelebt wird, hatte ich als Zwischenlösung diesen Mini-Blog eingerichtet. Auf Dauer genügt er nicht. Für die Inbetriebnahme eines "richtigen" Blogs suchen wir Mit-Blogger aus dem Theater sowie unter den Theaterfreunden aus nah und fern - auch Andy aus Bristol ist herzlich eingeladen! Das Theater braucht Öffentlichkeit, wenn es nicht sterben soll. Weil die professionellen Medien sie ihm verweigern, wollen wir sie im Internet herstellen. Wenn Sie bei der Startmannschaft dabei sein mögen, dann melden Sie sich bitte über theater-rostock@freenet.de

 

Posted by Dr. Günter Hering at 15:04
Edited on: Samstag, Februar 16, 2013 15:44
Categories: Bürgermeinungen, Internet, Kultur ist Mehrwert, Presse, Sparten, Zuschauer

Dienstag, Februar 12, 2013

Es geht auch anders, aber wir reden lieber aneinander vorbei

Da war ich also gestern Abend bei der "Konkurrenz", bei Tino Eisbrenner in der Bühne 602, bei einem wunderbaren Brechtprogramm. Alles das, was ich seit langem am Volkstheater vermisse (das Tanztheater ausgenommen), gab es bei Eisbrenner. Warum nur will das VTR nicht vergleichbare Abende anbieten? Am Können der Akteure liegt es ganz gewiss nicht!

Auf www.das-ist-rostock.de hatte ich einen Leserbrief zum Bericht des in den Theaterferien vom VTR veranstalteten Kreativlabors, mit 70 teilnehmenden Kindern, eingestellt. Meine Kernaussage: Prima Sache, aber fürs Überleben des VTR viel zu wenig Öffentlichkeit. Wo bleibt das weitergehende Engagement? Den Zeitungsartikel, meinen Leserbrief und eine Entgegnung dazu kann man hier nachlesen.

Auf meine kritische Anmerkung, dass seitens der Betroffenen viel mehr für die öffentliche Wahrnehmung zu tun ist als mit 70 Kindern eine Woche Freizeitaktivitäten zu organisieren, so überragend gut sie auch sein mag, gab es eine merkwürdige Reaktion. Eine Barbara merkte an:

  • Zunächst mal das "marode Gebäude" - das darf ja in keinem Text übers VTR fehlen.
  • Es sei "dies definitiv nicht der richtige Rahmen um Kritik zu üben".
  • "Solch eine wunderbare Aktion in Frage zu stellen ist lächerlich".

Spätestens beim dritten Punkt wird es höchst ärgerlich. Denn erstens habe ich die Aktion nicht in Frage gestellt (bitte nachlesen) und zweitens ist "lächerlich" keine netiquette-angemessene Vokabel. Also habe ich einen zweiten Leserbrief geschrieben. Und jetzt passierte, was leider beim VTR-Thema auffällig oft vorkommt: Mein zweiter Text wurde einfach wegzensiert! Deshalb stelle ich ihn hier ein. Bitte befindet selbst, was daran nicht veröffentlichungswert sein könnte:

Die Kommunikationsmöglichkeiten werden immer besser, die Kommunikation selbst immer miserabler. Weil immer mehr Menschen oberflächlicher lesen und sich kaum noch bemühen, das Anliegen anderer zu verstehen.

Ich habe, anders als es Barbara behauptet, nichts in Frage gestellt, im Gegenteil. Wer den ersten Absatz meiner Zuschrift vom 11.2. liest, sollte das erkennen. Ich habe auch keinen "Aktionismus" gefordert, sondern Engagement der Theatermannschaft weit über die Abarbeitung des Spielplans und über die Arbeit mit 70 Kindern hinaus. Und wieso ist ein Zeitungsartikel über Theaterarbeit "definitiv nicht der richtige Rahmen um Kritik zu üben"?

Im übrigen bin ich dafür, Diskussionen offen zu führen. Dazu gehört für mich auch die vollständigen Nennung des Namens. Bitte lassen Sie uns gemeinsam für eine sichere Zukunft des Theaters engagieren, statt einander zu bekritteln!

Posted by Dr. Günter Hering at 19:19
Edited on: Samstag, März 09, 2013 12:46
Categories: Bürgermeinungen, Konzeption(en), Kultur ist Mehrwert

Donnerstag, Januar 31, 2013

Postkartenaktion "Volkstheater muss sein"

#

Der Verein "Feunde und Förderer Volkstheater Rostock e.V." hat eine Postkartenaktion "Volkstheater Rostock muss sein" gestartet, als Unterschriftenaktion. Eine Unterschrift pro Karte, denn nur die Karten werden gezählt, nicht die Unterschriften pro Karte.

Das ist einer von mehreren Aspekten, der die Unterschriftenaktion als wenig optimal durchdacht erscheinen lässt. Aber es ist besser als gar nichts.

Die erste Ankündigung der Aktivität fand ich in der Online-Ausgabe der NNN vom 11.1., allerdings nur als ein Foto und die Lebende dazu: "„Volkstheater muss sein...“: Der Theaterförderverein und seine Vorsitzende Antje Jonas rufen zu einer Unterschriftenaktion auf". Auf meinen nachstehenden Leserkommentar gab es keine Reaktion.

"Gerne würde ich mich an der Unterschriftenaktion zugunsten des Volkstheaters beteiligen und auch selbst Unterschriften sammeln. Aber wie und wo läuft diese Aktion, warum berichtet die NNN nicht (auch?) online? Selbst auf der Volkstheaterseite ist nichts über die Unterschriftensammlung zu finden. Aber ohne breite Öffentlichkeit geht die Sache nach hinten los und allenthalben wird man 'bewiesen' sehen, dass für das Theater nur ein sehr geringes Interesse besteht."

Also suchte ich auf der Webseite des Fördervereins: Nichts. Auf der Webseite des Volkstheaters: Nichts. Anfragen an Frau Jonas: Bis zum 26.1. nichts. Nachfrage bei einer Vorverkaufskasse: Karten sind vergriffen, ob und wann neue kommen, ist nicht bekannt.

Zwischenzeitlich habe ich Ersatzdrucke bekommen und auch erfahren, dass die Verfügbarkeit der Postkarten durch zu knappe finanzielle Ressourcen begrenzt ist. Das Theater darf dafür kein Geld ausgeben und der Förderverein hat wohl zu wenig.

Der Druck von 1000 (eintausend) Karten kostet 30 €, also etwa so viel wie eine Theaterkarte. Das sollte es uns doch wert sein! (Zweckgebundene) Spenden sind jederzeit möglich auf das Konto

Freunde und Förderer Volkstheater Rostock
Ostseesparkasse Rostock
BLZ 130 500 00

Konto 22 0014 868

Inzwischen sind rund 5500 Karten im Rathaus angekommen, neben 15 bewegenden Briefen von kleinen Grundschülern Die Grundschüler erzählen, warum sie das Volkstheater Rostock so wie bisher "haben wollen".

Diese Postkarten sollten wirklich allenthalben zur Verfügung stehen. Man könnte (sollte?) vielleicht auch eine kleine Spende je Karte erbitten, um Zweckentfremdung zu vermeiden...

Neben den Karten gibt es auch leuchtend rote Autoaufkleber im Postkartenformat. Aber so intensiv ich mich bislang umgeschaut habe, außer meinem eigenen Auto fand ich noch keine Aufkleber. Auch das sollte sich ändern und wirkt vermutlich länger als die Postkartenaktion.

Wie es andere gebeutelte Theater viel besser machen, zeigt ein taz-Bericht aus Lübeck, den man unbedingt lesen sollte:

http://www.taz.de/Interview-mit-Luebecks-Schauspieldirektor-Pit-Holzwarth/!110040/

Er beginnt mit den Worten: "Lübecks Schauspieldirektor Pit Holzwarth will weder fürs Feuilleton arbeiten noch für eine festgelegte Klientel: Er sät inhaltliche Beschäftigung - und erntet ein ausgelastetes Haus". Ein Kommentar aus dem VTR: "Wenn Rostock übrigens Lübecks Schulden hätte, dann würde wahrscheinlich Herr Methling schon die Theaterangestellten als Söldner oder Sklaven verkauft haben."

Posted by Dr. Günter Hering at 19:09
Edited on: Donnerstag, Januar 31, 2013 19:49
Categories: Bürgermeinungen, Finanzen, Oberbürgermeister, Sparten, Spielplan, Stadt Rostock, Theater-Management, Zuschauer

Dienstag, Januar 29, 2013

Nun wird das Volkstheater endgültig geschlachtet!

#

Der Rostocker Oberbürgermeister, Herr Roland Methling, hat der Ostsee-Zeitung ein Interview gegeben. Er fordert vom Volkstheater Rostock (VTR), endlich Leistung zu erbringen. Er will das VTR auf Schauspiel und Philharmonie reduzieren. Er "kann nicht sagen: Ohne Theater bricht die Kulturlandschaft ein". Er nennt viel zu niedrige Besucherzahlen. Er setzt sich über die Beschlüsse der Bürgerschaft hinweg. Ja sind wir denn wirklich schon in einer Bananenrepublik?

Nachstehend dokumentiert vtr.hux.de drei Leserbriefe an die OZ:

OB Methling – ein Theaterfeind?

Am Freitag war ich im Großen Haus, zum Ballett „die Erschaffung der Welt“. Wiederum entdeckte ich zusammen mit den anderen Zuschauern, wie einmalig das Roznos-Ensemble ist, wie viel Lebensqualität diese Truppe an die Zuschauer weitergibt. Wer darauf verzichtet, ahnt nicht, was er sich selbst damit antut.

Einen Tag später erschien in der OZ das Interview mit unserem OB. Er erwartet Leistung vom Theater? Auch beim Ballett? Die Roznos-Truppe wäre eine Zier für jede wirklich große Stadt – Berlin, Hamburg, München, Wien, Paris usw. Rostock aber erwartet Leistung?!

Unsere OB will das Theater auf Schauspiel und Philharmonie begrenzen. Für einen, der offenbar überhaupt nicht ins Theater geht, erscheint das noch viel. Für die anderen jedoch viel zu wenig.

Woher der OB die Zahlen über die „regelmäßigen“ Theaterbesucher (2000-3000) nimmt, ist nicht ersichtlich. Ich persönlich halte sie für total unterschätzt. Und was heißt „regelmäßig“? Touristen, die ins Theater gehen, werden lieber(???) nicht berücksichtigt. Andere, die ebenfalls nur zeitweilig in Rostock sind, zählen offenbar auch nicht. Genau so wenig diejenigen Rostocker, die sich „nur“ immer dann für einen Theaterbesuch entscheiden, wenn ihnen Stück und Aufführung zusagen. Wäre es nicht redlicher, mit den Zuschauerzahlen pro Jahr zu argumentieren, Herr Methling?

Unser OB „kann nicht sagen: Ohne Theater bricht die Kulturlandschaft ein“. Woher nimmt er diese Gewissheit? Theater war und ist in der bisherigen Erfahrung eine unverzichtbare Säule jeder Kulturlandschaft. Allerdings nicht jedes Theater. Bei unserem Volkstheater darf man wohl schon fragen, warum es sich ob der Zeitlosigkeit seines Spielplanes so unnötig selbst entwertet. Geradezu als Fauxpas empfinde ich die Entscheidung der Theaterleitung, die Uraufführung von „Happy Birthday...“ unmittelbar vor dem Holocaust-Gedenktag anzusetzen, letzteren aber zu ignorieren.

Aber auch eine Theatermannschaft ist lernfähig, so lange man sie nicht abschafft.

Vor allem jedoch sollten wir eines stets bedenken: Kultur ist die stärkste Kraft gegen rechtes Gedankenungut, nichts fürchten die Rechten so sehr wie eine vitale, gelebte Kultur. „Wenn ich das Wort Kultur höre, entsichere ich meinen Revolver“. So weit darf es nie wieder kommen, um das zu verhindern, brauchen wir auch ein engagiertes Theater mit allen seinen vier Sparten!

schreibt Günter Hering aus Rostock

Grausamkeiten

Wieder einmal verkündet der Rostocker OB Grausames gegen das VTR! Er hat bei der ersten Verkündung des Verbleibs des Theaterorchesters- bei Abschaffung der Oper und des Balletts-, von Bespieltheater gesprochen, später von einem eigenständigen Vier-Sparten-Theater, dann von „Theater ist Chefsache“, von Schließung des Hauses mit dem Trick unzureichenden Brandschutzes, und nun ist er wieder bei seinem Orchester gelandet!

Woher hat er diese Erfahrung mit dem Orchester, bevorzugt er deren Lobbyisten und hat er dabei gar „Segelfreunde“ als „Berater“? Und das alles tut er mit einem ganzseitigen, ewig grinsenden und siegessicheren Gesicht!!! Kann man nicht einmal für entsprechende Anlässe ein entsprechend seriöses Foto verwenden?

So sind ja nicht die „Kultur -Genossen“ des untergegangenen so genannten Unrechtsstaates mit dem Theater und seinen Menschen umgegangen! Was ist ein Hineinreden von „Diktatoren“ in die Probleme eines Theaters gegen die Vernichtung eines Theaters durch unsere lupenreinen Demokraten: Ein Theater hassender Oberbürgermeister und ein unerfahrener Kultusminister, der zur Wende 12 Jahre alt war und ohne Kenntnis Rostocker Theatertraditionen ist! Weiter so, meine Herren, zum Wohle Mecklenburg-Vorpommerns!

schreibt Frank Brandau aus Rostock

Die Monroe-Oper und wie weiter?

Soll man dem Rostocker Volkstheater zu seiner jüngsten Welturaufführung (wirklich) gratulieren? Oder ins Grübeln kommen. Folgt man dem Rezensenten, dann "ist dies kaum ein substantieller Beitrag zur zeitgenössischen Opernkultur, weder das Werk, noch seine Inszenierung, eher ein Surfen auf Mainstream und Popularitätswelle."

Der Monroe-Mythos wird sicher nicht so lange anhalten wie beim legendären Original. Schon die letzte Welturaufführung am Volkstheater (Georg Kreisler "Das Aquarium") war mangels Interesse schnell wieder vom Spielplan verschwunden. Und Kreisler hatte dem Publikum etwas zu sagen. Hier scheint es eher so, daß der eine (Dirigent des Abends und Intendant) dem anderen (Kollege aus Augsburger Zeiten - Google sei Dank) hilft, sein Werk an einem Theater auf die Bühne zu bringen.

Ob sich der Aufwand schlußendlich auch in der Einnahmekasse des Theaters wiederspiegelt, bleibt zu hoffen und wird sich zeigen. Aber die Kasse ist ja dank Rostocker Bürgerschaft wieder aufgefüllt. Da kann man sich solche theatralen Experimente (wieder) erlauben ... Ein Beitrag zu (verbesserten) Kostenbewußtsein sieht anders aus.

schreibt Karsten Schmidt

Samstag, Januar 19, 2013

Alles gut? Mitnichten!

#

Ist nach dem Beschluss der Bürgerschaft zur finanziellen Sicherstellung des Volkstheaters für 2013 und 2014 nun alles in Butter? Mitnichten!

Zum einen verfällt das Volkstheater nach der einmaligen, kurzen Demo am vergangenen Dienstag wieder in seine "bewährte" Passivität. Bis auf den Satz auf der Startseite des VTR: "Machen Sie sich auf allen Ihnen möglichen Wegen stark für Ihr Volkstheater Rostock!" Möchte man ja gerne, aber alle Wege sind offenbar zugeschneit. Zum Beispiel die Unterschriftenaktion für das VTR: Es gab eine kurze Meldung in der Presse und das war's. Nichts auf der Wegseite des Fördervereins, nichts auf der Webseite des VTR, nichts auf dem VTR-Blog. Nachfragen beim VRT und beim Förderverein bleiben unbeantwortet. Ist das nun ein freiwilliges oder ein verordnetes Schweigen? Dabei wäre viel mehr zu tun als nur Unterschriften zu sammeln. Liebe Theatermannschaft, besinnt Euch endlich auf den bewährten Refrain eines alten Liedes: "Um uns selber müssen wir uns selber kümmern, drum heraus gegen uns, wer sich traut!"

Zum anderen vermeldet heute die NNN, dass die Stadt Rostock die Orchester-Probebühne (Kehrwieder 4b) verkaufen will (http://www.svz.de/nachrichten/lokales/rostock/artikeldetails/artikel/immobilien-das-ist-rostocks-verkaufsliste.html). Das ist nun wohl eher das Gegenteil von Theaterförderung, oder?

Zwei erfreuliche Ergänzungen:

1. Bei der Immobilie Kehrwieder 4b handelt es sich um die ehemalige Orchesterprobebühne. Die neue Orchesterprobebühne der Norddeutschen Philharmonie befindet sich im Haus der Musik in der Wallstraße. "Wenn Sie einen Blick auf die alte werfen wollten kann ich Ihnen getrost davon abraten, Herr Prof. Wolf Dieter Hauschild (Ehrendirigent der Norddeutschen Philharmonie Rostock) hat diesen Raum als die schlimmste Orchesterprobebühne Deutschlands bezeichnet, man braucht ihr in keiner Weise nachtrauern", schreibt uns ein Insider.

2. Die Unterschriftenaktion läuft, wenngleich der Förderverein weiterhin auf Tauchstation bleibt (nichts auf seiner Webseite, keine Antwort auf Anfragen). Vom Theater erfuhren wir, dass bislang 15500 Karten produziert wurden und "wie warme Semmeln weggehen". Der Nachdruck scheitert am fehlenden Geld, das nicht aus dem bestehenden Theater-Etat entnommen werden darf. Wie wäre es mit einem zweckgebundenen Spendenkonto, lieber Förderverein? Mein Anteil für weitere 1000 Karten liegt bereit, wohin kann ich überweisen?

Posted by Dr. Günter Hering at 18:11
Edited on: Donnerstag, Januar 24, 2013 12:10
Categories: Bürgermeinungen, Finanzen, Marketing, Stadt Rostock, Theater-Management

Mittwoch, Januar 16, 2013

Hingegangen. Gestern

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Auch ich war hingegangen. "Hunderte Menschen", wie die SVZ berichtet, konnte ich nicht zählen. Es waren deutlich weniger. Das war zu erwarten angesichts des kurzen Informationsvorlaufes (knapp ein Tag). Aber es hat geholfen. Die Bürgerschaft bewilligte einstimmig (!!!) die notwendigen Gelder für die Theaterrettung: Eine Finanzlücke von 1,3 Millionen Euro soll geschlossen werden durch

  • Auflösung einer Rückstellung in Höhe von 867 000 Euro auflösen.
  • Das Volkstheater erhält 2013 zusätzlich 300 000 Euro von der Stadt und weitere 130 000 Euro für Investitionen
  • Für 2014 erhält die GmbH einen um 900 000 Euro höheren Zuschuss als bisher eingeplant.
  • Gleichzeitig verpflichtet sich die GmbH, nach Einsparmöglichkeiten zu suchen und sie wird strenger kontrolliert
  • Auch über die 500 000 Euro zusätzliche vom Land in Aussicht gestellte Förderung wird wieder verhandelt.
Quelle: http://www.ostsee-zeitung.de/rostock/index_artikel_komplett.phtml?param=news&id=3659643, siehe auch

http://www.ostsee-zeitung.de/rostock/index_artikel_komplett.phtml?param=news&id=3659641

Ein sehr kurzes Video zur Demo findet sich auf

http://video.ostsee-zeitung.de/?bcpid=47889132001&bclid=47999957001&bctid=2096956848001&refer=homepage

Posted by Dr. Günter Hering at 15:20
Edited on: Mittwoch, Januar 16, 2013 18:18
Categories: Bürgermeinungen, Finanzen, Konzeption(en), Kultur ist Mehrwert, Landesregierung, Theater-GmbH

Montag, Dezember 31, 2012

Ein klares Wort

*
"Ausdruck für unser Versagen
- auch des Berliner Ensembles oder vielleicht des Theaters generell -
ist die traurige Tatsache,
dass wir in Afghanistan und auf dem Balkan Kriege führen
und die Künstler dazu schweigen."
*

Claus Peymann, Intendant des Berliner Ensembles, in der Berliner Zeitung, zitiert im Neuen Deutschland vom 31.12.2012

Viel zu spät spricht es einer (ein Einziger!) aus, was dem Theater nicht nur in Rostock fehlt, was es so zusammenstreichbar und entbehrlich macht: Der fehlende gesellschaftliche Bezug.

Wenn zu DDR-Zeiten die Theater voll waren, dann lag das nicht nur daran, dass sich jedermann Theaterkarten leisten konnte, dass oft auch gemeinsame Besuche organisiert wurden, dass Theatermacher keinerlei finanziellen Nöte hatten - es lag vor allem daran, dass sich DDR-Theater nie im luftleeren Raum abspielte, sondern immer engagierte, kritische Gesellschaftsbezüge hatte.

Wann endlich nutzen JETZT die Künstler jene Bühnen, die sie NOCH haben?

Ein Nachtrag: Heute erschien in das-ist-rostock ein Artikel, der das gleiche Problem anspricht (http://www.das-ist-rostock.de/artikel/48655_2013-01-02_volkstheater-ins-affenhaus/) und den wir auszugsweise hier zitieren:

Profilierung muss sein. Das Berliner Gorki-Theater z. B. beteiligt sich mit zeitgenössischen Stücken erfolgreich am gesellschaftlichen Diskurs, das Berliner Ensemble füllt das Haus mit Brecht, die Distel pflegt akzentuiertes politisches Kabarett und die Stachelschweine Comedy, na ja. Why not? [...]

Die Chance des Theaters ist, anders zu sein als die.. modernen Medien. Ort der Begegnung, der Interaktion, des Dialogs, offen für Fragen der Bürger, lebendig und nah zum Anfassen. Eine Alternative zu den öffentlichen und verkabelten Räumen. Die moderne Kommunikation, so behaupten ihre Frontleute, führe die Menschen zusammen. In Wahrheit trennt sie sie, schafft Distanz bis zur Vereinsamung. Wer heute Theater mit tradierten Programmen macht und nicht auf seine Besucher zugeht, verliert diese. [...]

Dass sich Bewohner der Plattenbausiedlungen des Nordwestens und Nordostens kaum im Theater sehen lassen, versteht sich, leider. MV hat einen Anteil von 12 Prozent Hartzer an der Bevölkerung. [...]

Das Theater mit seinen Besuchern ist ein Indikator für die Unversehrtheit unserer Gesellschaft. [...]

Den Menschen, die an den Stadtrand verbannt werden, ist nicht nur der Weg ins Theater zu weit und zu teuer; vielen fehlt auch das Bedürfnis nach Bildung. Sie gehören zu den Abgehängten, den Ausgeschlossenen, den Exkludierten, so der Terminus der Soziologen und Städteplaner. Es geht ja nicht darum, dass sie die Besucherbilanz des Volkstheaters aufbessern, nicht um Kunst um der Kunst willen. Es geht vor allem darum, dass Kunst und Bildung sie zu Bürgern macht, die fähig zur Demokratie sind. Die in der Lage sind, mitzubestimmen, was dem Gemeinwohl der Stadt dient. [...]

KRIEG spricht abschliessend die Rostocker Kommunalpolitiker an ("Ein weites Feld tut sich vor unseren Kommunalpolitikern auf"). Ich hingegen erwarte (ohne die Politiker aus ihrer Verantwortung entlassen zu wollen) vor allem von den THEATERMACHERN, dass sie endlich ihre gesellschaftliche Unentbehrlichkeit praktizieren. In jeder Sparte, mit jedem Stück, auch außerhalb der Bühne... Erst wenn das Theater unverzichtbar geworden ist, können wir die (Kommunal-) Politiker fragen, warum sie nicht mehr fürs Theater im Besonderen und für die Kultur generell tun, erst dann ist Kultur wirklich Mehrwert und zugleich Indikator für den Zustand unserer Gesellschaft!

Posted by Dr. Günter Hering at 18:18
Edited on: Mittwoch, Januar 02, 2013 17:58
Categories: Bürgermeinungen, Inszenierungen, Konzeption(en), Kultur ist Mehrwert, Spielplan, Stadt Rostock, Zuschauer

Montag, Dezember 24, 2012

Schluss mit den Intrigen, Herr Minister Brodkorb! - Unterschreiben Sie den Fördermittelbescheid!

Rostock/MVPO Wie der Ostsee-Zeitung zu entnehmen ist, soll Oberbürgermeister Roland Methling die Soforthilfe des Landes für das Volkstheater Rostock abgelehnt haben.

Minister Brodkorb (Foto/SPD) wird mit folgenden Worten aus einem Brief an den OB zitiert: „Mit Bedauern und Überraschung nehme ich Ihre Entscheidung zur Kenntnis, die der Stadt angebotene Finanzhilfe für das Rostocker Volkstheater in Höhe von 500 000 Euro nicht in Anspruch zu nehmen.“

Presseseitig getitelt wird dann „500 000 Euro für Theater sind futsch“ und dem Leser wird suggeriert, dass OB Methling dafür die Verantwortung trage. Von einer Nachrecherche dieses „Fakts“ ist nichts zu lesen. Auch der Ministerbrief ging nur an Fraktionen, die bisher nichts hinterfragten. Die Ausgrenzung von Teilen des politischen Raumes ist ein skandalöser Fakt und hat nichts mit Demokratie und Transparenz zu tun.

Was gibt es nun an Fakten?

OB Methling hat weder schriftlich noch mündlich die Finanzhilfe des Landes abgelehnt! Vielmehr hat er den bereits vorhandenen Fördermittelbescheid mit seiner Unterschrift und der Versicherung der korrekten Verwendung der Mittel an den Minister zurückgesandt. Zudem teilte der OB dem Minister mit, dass er zu einer Erklärung bereit ist, dass die Hansestadt Rostock den Spielbetrieb 2013 sicherstellt. Das reichte dem Minister nicht, so dass er seine Endunterschrift verweigerte.

(Quelle: Mail des OB vom 22.12. auf Nachfrage zum Vorgang: „Er (Zuwendungsbescheid) ist von mir unterschrieben worden, allerdings nicht die geforderte Erklärung. Hier hatte ich vorgeschlagen, dass die HRO den Spielbetrieb 2013 sicherstellt.)

Die Ministeraussage, OB Methling habe auf die Fördergelder verzichtet, ist somit nicht nur falsch, sondern stellt in meinen Augen eine Lüge dar. Offensichtlich strebt der Minister zwei Dinge an: Die Durchsetzung der Fusion des Rostocker mit dem Schweriner Theaters mit allen erdenklichen Mitteln und die Ablenkung von diesem eigentlichen Ziel durch sein politisch motiviertes Vorgehen gegen OB Methling.

Dass ein Minister sich derart politisch verhält anstatt sachlich korrekt, ist ein bislang einmaliger Vorgang. Rostock stehen die Fördermittel zu und die Stadt hat die Voraussetzungen für die Zuweisung erfüllt (Nachweis der Notwendigkeit der Mittel und Zusage der Absicherung des VTR in 2013).

In der Anlage befinden sich:

- der Zuwendungsbescheid des Bildungsministeriums vom 17.12. ohne Unterschrift des Ministers

- die von OB Methling nicht unterschriebene Erklärung zu den Bürgerschaftsbeschlüssen vom 05.12., zur Sicherstellung des geordneten Betriebes des VTR in 2013 und zur Sicherstellung des Ausgleichs der Fehlbeträge

- die Mittelabforderung/Empfangsbestätigung, die in dieser Form durch den OB unterschrieben wurde

- die Absage des Ministers

Der Minister hatte am 11.12. vom Oberbürgermeister zwei Dinge für die Soforthilfe verlangt: Erstens den Nachweis der Notwendigkeit des Sonderbedarfs und zweitens die Einhaltung des Bürgerschaftsbeschlusses vom 05.12. zur Aufnahmen von Verhandlungen mit dem Minister. Beides erfüllte der OB. Doch nach der Erfüllung dieser Forderungen wurden neue Forderungen aufgemacht.

Das lässt die Vermutung zu, dass es hier nicht um die Klärung von Sachproblemen oder die Zukunft des Volkstheaters Rostock geht. Der Minister gefährdet mit seinem Verhalten massiv das Volkstheater Rostock und führt einen persönlichen Krieg gegen OB Methling auf Kosten des VTR, was nicht Aufgabe eines Bildungsministers ist. Die Hansestadt Rostock sollte prüfen, ob und welche rechtliche Mittel gegen die Verweigerung der Fördermittel existieren.

Quelle: Robund HRO

Samstag, Dezember 22, 2012

Dr. Sybille Bachmann: Rostocker Theater-Szenario - Keine Satire

Meine politische Erfahrung ist: Von Mitte Dezember bis Mitte Januar macht man nichts Wesentliches, weil es niemanden interessiert.

Genau diese Regel kann auch für das Gegenteil genutzt werden: Wenn es niemanden interessiert, dann bekommt man selbst groben Unfug durch. Genau das geschieht derzeit beim Theater.

Daher ist das Nachfolgende leider kein vorgezogener Silvesterscherz, sondern aktuell angestrebte Realität, nachzulesen in sog. Theatermodellen und gefordert in aktuellen Debatten:

Theater-Szenario

Rostock stoppt das derzeit laufende Verfahren zur Besetzung der Stelle des Theaterintendanten.

Rostock bekennt sich zur Fusion von Volkstheater Rostock und Mecklenburgischem Staatstheater Schwerin in den Varianten
a) Musiktheater oder

b) alle Sparten.

Das Land M-V wird Mehrheitseigner der neuen Betreibergesellschaft.

Das Land erhält ein Veto-Recht bei der Besetzung der Stellen Intendant, GMD und kfm. Geschäftsführer.

Der Sitz der neuen Betreibergesellschaft wird die Landeshauptstadt Schwerin.

Die Hansestadt Rostock bezuschusst die neue Betreibergesellschaft des fusionierten Theaters weiterhin mit jährlich 8 Millionen Euro.

Die Hansestadt Rostock beteiligt sich an den Verlusten der neuen Betreibergesellschaft in Höhe ihrer Beteiligung von 24,9 %.

Die Hansestadt Rostock stellt der neuen Betreibergesellschaft einen Theaterneubau zur Verfügung, für dessen wirtschaftliche Rentabilität die Kommune zuständig ist, bei halbiertem Angebot der Theaterbetreibergesellschaft.

Die Hansestadt Rostock unterzeichnet Mitte Januar 2013 eine Absichtserklärung zu den Punkten 1-8.

Die Bürgerschaft stimmt am 30.01.2013 den geschaffenen Tatsachen zu und empfindet dies als Gewinn für Rostock.

Ein derartiger "Letter of Intent", selbstverständlich nicht mit dieser Klarheit, sondern ganz nett umschrieben, ist derzeit die Forderung an die Hansestadt Rostock.

Schwerin hat schließlich eines begriffen: Alle sind gegen Methling (hat er ja selbst verschuldet), dann kann man das für höchst eigene Zwecke nutzen. Merkt ja keiner, da alle mit sich selbst und ihren jeweiligen (meist privaten oder Partei-) Interessen und -Intrigen beschäftigt sind. Das hat zwar nichts mit dem Wohl von Rostock zu tun, aber wen stört das schon...

Wie sagt das Sprichwort: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Also dann auf! Minister Brodkorb vereint mit vier Fraktionen (die nicht wissen, was sie wirklich tun) gegen OB Methling! Dass dabei ganz aus Versehen das Rostocker Theater den Bach runter geht, und dies dem "Feind" vielleicht sogar gar nicht absolut entgegen steht, ist halt ein Kollateralschaden. Politisch üblich, oder etwa doch nicht???

Da muss man dann, im Interesse Rostocks, wohl doch zu dem Schluss kommen: Angesichts dieser obskuren Situation ist der Feind meines Feindes nicht mein Feund!

C'est la vie, aber Rostock ist mir wichtiger als Landesintrigen, gegen wen auch immer.

Sybille Bachmann

Quelle: Robund Dr. Sybille Bachmann
Posted by Dr. Günter Hering at 18:11
Edited on: Samstag, Dezember 22, 2012 18:14
Categories: Bürgermeinungen, Finanzen, Landesregierung, Oberbürgermeister, Sparten, Stadt Rostock

Dienstag, Dezember 18, 2012

Ein Leserbrief: Wofür Geld da ist...

"Spendenbereitschaft und die Verantwortung des Staates"

Geld für Kultur fehlt allenthalben.

Geld für Auslandseinsätze der Bundeswehr ist immer da.

Das erhöht die Spendenbereitschaft für Kultur natürlich immens!

Mittwoch, Dezember 12, 2012

Leserbriefe

Zum Thema Kultur äußerten sich am Abend des 11.12. zwei Leser kurz, aber prägnant in der OZ:

Leserbrief vom 11.12.2012 22:25

Alles muss raus!

Rostock gibt sich auf.

Stück für Stück wickelt sich meine Geburtsstadt ab und wird zu einem Schlafghetto für Leute, denen das NICHTS mehr als genug ist.

schreibt Matthias Frase aus Leipzig

Leserbrief vom 11.12.2012 22:54

Skandal

Ein unfassbarer Skandal. Da gibt eine Stadt Unsummen aus, um sich vor seinen potentiellen Gästen als maritime Stadt am Meer zu präsentieren und verleudert andererseits die kulturelle Identität. Rostock ist wieder einmal im Rückwärtsgang!

schreibt Martin Lemke aus Rostock

Mein Leserbrief, eingereicht am Nachmittag des 10.12., ist leider der OZ-Zensur zum Opfer gefallen. Er basierte auf dem Blog-Eintrag Immer nur "Entweder Neubau oder Niedergang"? 

Posted by Dr. Günter Hering at 17:17
Edited on: Montag, Dezember 17, 2012 18:32
Categories: Bürgermeinungen, Kultur ist Mehrwert, Stadt Rostock

Freitag, Dezember 07, 2012

Ein Theater, das auf seinem Blog seit mehr als ein halbes Jahr schweigt...

Wie wichtig sind dem Theater Rostock, genauer der Theaterleitung, die Zuschauer?

Der letzte Eintrag im VTR-Blog (blog.volkstheater-rostock.de) datiert vom 9. Mai 2012 und beinhaltet die Pressemitteilung "Intendant wird Vertrag nicht verlängern". Mal abgesehen davon, dass einer Vertragsverlängerung beide Seiten, also der Intendant und die Stadt, zustimmen müssten - warum ist nach dieser Mitteilung absolute Sendepause?

Kein Wort davon, dass Roznos geht.
Kein Wort davon, wie man Besucher gewinnen will (wer sich die Anzahl der verkauften Karten ansieht, dem wird übel).
Kein Wort davon, warum das Große Haus im Dezember (!) an so wenigen Abenden bespielt wird.
Kein Wort davon, warum es so viele Ausfälle bzw. kurzfristige Änderungen im Spielplan gibt.
Kein Wort davon, warum der Spielplan so und nicht besser aussieht.

Kein Wort davon, warum man nicht mit seinen potentiellen und den Noch-Zuschauern ins Gespräch kommen will.

Auf dem VTR-Blog findet sich ein Kommentar als Antwort auf Statement des Intendanten Peter Leonard zu den Presseberichten der letzten Wochen (http://blog.volkstheater-rostock.de/2011/09/statement-des-intendanten-peter-leonard-zu-den-presseberichten-der-letzten-wochen/#comments), den ich nachstehend zitiere (kursiv gesetzter Text):

Die Mehrheit der Betroffenen sagt am Dienstag, 13. September 2011 um 17:49:

Absender: die Mehrheit der Betroffenen

Forderung: die sofortige Absetzung von Peter Leonard, Intendant des Volkstheaters Rostock.

  • Peter Leonard muss aufhören – damit das Theater endlich in der Öffentlichkeit ein klares künstlerisches Profil präsentieren kann.
  • Peter Leonard muss aufhören – damit die künstlerischen Leistungen der Sparten verwirklicht und gesteigert werden können.
  • Peter Leonard muss aufhören – damit die Besetzung der wenigen vakanten Stellen nach Kriterien erfolgen kann, die den Anforderungen des Hauses gerecht werden.
  • Peter Leonard muss aufhören – damit das Volkstheater für seine Besucher wie Mitarbeiter attraktiv wird.
  • Peter Leonard muss aufhören – damit das Volkstheater von seinen verkrusteten Strukturen befreit wird und effektiv arbeiten kann.
  • Der Führungsstil Peter Leonards ist uninspiriert, entscheidungsscheu und stellt die Interessen der Politik vor die Interessen des Volkstheaters.

Vielleicht liegt hier ein Mißverständnis vor? Der Schreiber des Vorstehenden hat doch nicht gefordert, dass das Theater oder auch nur sein Blog aufhören soll!

Posted by Dr. Günter Hering at 18:34
Edited on: Samstag, Dezember 08, 2012 19:13
Categories: Bürgermeinungen, Inszenierungen, Konzeption(en), Marketing, Personal, Zuschauer

Samstag, Dezember 01, 2012

Auf ein Neues!

Als das Konzept für diesen kleinen Theaterblog entstand, aus der schlimmen Misere um das Rostocker Volkstheater, hatte es sich relativ schnell auch wieder erübrigt, weil ein viel besserer, leistungsfähiger, "richtiger" Blog entstand (www.vtr-blog.de). Den gibt es leider nicht mehr und so soll hier versucht werden, diesen Mini-Blog wiederzubeleben. Inhaltlich gibt es schließlich genug zu berichten.

Auch wenn die benutzte Software (www.thingamablog.de) keine Kommentarfunktion ermöglicht, freue ich mich über jede Meinung, jede Zuschrift, jeden Kommentar: Mailen Sie einfach Ihren Text an theater-rostock@freenet.de! Ich werde ihn "händisch" einstellen! Anzumerken gibt es schließlich genug, aus lokaler Sicht, landes- und auch bundesbezogen.

Denn diese Gesellschaft hat zwar viel Geld für Militäreinsätze, für Bankenrettungen, für "Griechenlandhilfe" (mit der dann u.a. Grenzanlagen ausgebaut und U-Boote eingekauft werden) und viele andere fragwürdige Aktivitäten, aber kaum noch für Kultur. So verfaulten die Stralsunder "Ur-Boote", verschimmelten die Stralsunder Archivalien, schließen kleinere Bibliotheken und Museen und die Theaterlandschaft sieht auch immer trauriger aus.

"Erstaunlich, mit welcher Geduld die Bürger dies hinnehmen. Bauer sucht Frau, Dschungelcamp etc. zahlen sich anscheinend aus", schreibt Benno Thiel in seinem OZ-Leserbrief vom 28.11. ("Wie wärs mal mit der Wahrheit), wenngleich in einem etwas anderen Zusammenhang. Paßt aber auch hier!

Im Ergebnis gibt es aber auch schlimmes Denken wie in diesem Leserbrief von Herrn Schulze:

"Danke Herr Brodkorb

Das Theater um die Theater geht weiter. Aber sind es im Land nicht sogar drei Theater? Zwei für die „Schönen und Reichen", zumeist aus den Wüstenländern West zugereist und eines „Volkstheater" genannt in Schweriner Schloß! Der Minister möge mir bitte einmal plausibel erklären, welche Arbeiterfamilie sich noch einen Theaterbesuch leisten kann.

Bei den Hungerlöhnen im Land kann sogar eine Busfahrt zu teuer sein. Zutritt zum Schweriner Volkstheater haben eh nur ausgewählte Abgeordnete welche das reale Leben im Lande überhaupt nicht kennen und es auch nicht kennen wollen.

Ich bin dafür dass sofort alle Theater geschlossen werden und das eingesparte Geld in lukrative Arbeitsplätze für Hartz IV Empfänger verwendet wird. Wie gesagt, für Hartz IV Empfänger und nicht ARGE-Seilschaften..."

Was kommt als nächstes? "Wenn ich das Wort Kultur höre, entsichere ich meinen Revolver" - das hatten wir schon einmal und als es endlich zu Ende war, gab es nur eine Meinung: NIEMALS WIEDER!

Aber je weniger die Gesellschaft für Kultur übrig hat, umso kulturloser wird sie. Lasst uns dagegen gemeinsam angehen!

Donnerstag, November 22, 2012

OB widerspricht Volkstheater-Beschlüssen

Die NNN berichtet:

22. November 2012 | 21:55 Uhr | Von: tohi

Rostocks OB Roland Methling.

Die Mitarbeiter des Volkstheaters müssen erneut um ihren Arbeitsplatz zittern: Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos) hat Widerspruch gegen die jüngsten Rettungsbeschlüsse der Bürgerschaft eingelegt. Die sahen zum einen vor, dass Rostock der Theater GmbH in seiner Funktion als Gesellschafter im kommenden Jahr bis zu 1,3 Millionen Euro zahlt, um eine Insolvenz abzuwenden. Zum anderen sicherten sie den Angestellten der Bühne 3,5 Prozent mehr Lohn zu - wie es der mittlerweile außer Kraft gesetzte Tarifvertrag vorsah.

Als Begründung für seine Widersprüche führt Methling fehlende Angaben der Bürgerschaft dazu an, aus welchen Quellen die Stadt die 1,3 Millionen Euro decken soll. Außerdem sei es nicht Aufgabe des Gesellschafters, über Lohnerhöhungen zu verhandeln, sondern die der Geschäftsführung. Und im Personalüberleitungsvertrag, der mit dem Wechsel in den Gaststatus des kommunalen Arbeitgeberverdands in Kraft getreten ist, sei eine Dynamisierung der Gehälter nicht vorgesehen.

Die Bürgerschaft reagiert verärgert auf das Vorgehen des Stadtoberhaupts. "Diese Widersprüche gefährden das Theater", sagt Eva-Maria Kröger, Fraktionschefin der Linken. Sie wirft Methling vor, die Bühne zu zermürben. "Er sollte endlich dazu übergehen, dem Theater zu helfen. Seine Widersprüche sind willkürlich und die Gründe nicht nachvollziehbar", sagt sie. Dr. Steffen Wandschneider, SPD-Fraktionsvorsitzender, kritisiert Methling ebenfalls. Er sagt: "Die erneute Blockade gefährdet die finanzielle Handlungsfähigkeit." Leidtragende sind die Angestellten, die jetzt nicht einmal mehr sicher wissen, ob sie im nächsten Jahr noch einen Arbeitgeber haben. "Die Zeit drängt", so Wandschneider.

Das gilt auch für die langfristige Sicherung des gesamten Spielbetriebs. In diesem Zusammenhang sollte der Haustarif eine der tragenden Säulen bilden. Die Gewerkschaften hatten den Verhandlungen zuletzt allerdings trotz der Bürgerschaftsbeschlüsse eine Absage erteilt. Unter anderem, weil sie der Verwaltung vorwerfen, den bis 2018 angestrebten Neubau nicht voranzutreiben. Ihnen fehle ein klares Bekenntnis sowie Finanzierungskonzept für das Vorhaben.

"Die Absage der Gewerkschaften an die Einführung eines Haustarifvertrags ist ebenso kontraproduktiv wie das Verhalten des OB", sagt die Grünen-Fraktionschefin Simone Briese-Finke. Das spiele dem Stadtoberhaupt und seiner theaterfeindlichen Haltung in die Hände. Sie will mit ihrer Fraktion und gemeinsam mit den Stimmen der anderen Bürgerschaftsmitglieder den Widerspruch von Methling auf der Sitzung am 5. Dezember zurückweisen.

Leserkommentare

MICHAEL DR. BOLZ 23.11.2012 07:22; OB widerspricht Volkstheater-Beschlüssen

Wieder einmal führt Rostocks OB formale Gründe an, nach denen er sich genötigt sieht, dem Theaterkonzept der Rostocker Bürgerschaft zu widersprechen. Darüber kann man nur noch den Kopf schütteln. Man fragt sich, wer diesen OB überhaupt gewählt hat, mutmaßlich keine Theaterbesucher. Im übrigen ... ich habe den OB noch nie im Theater gesehen ...

HEIKO HEIMLICH 23.11.2012 11:31, Intriganter Langzeitplan

Methlings Handeln wird vorrangig von den Interessen der Immobilien-"Lobby" bestimmt (in zweiter Instanz auch von den Wünschen der Tiefbauer). In bezug auf das Große Haus äußerte er schon vor Jahren, dass es spätestens 2015 abgerissen werde und deshalb eine brandschutztechnische Sanierung nicht lohne.

Mit dem Neubau-Standort im Stadthafen will er die dortigen Flächen deutlich aufwerten. Zerschlägt er jetzt das Theater, kann er seinen Plan durchsetzen, das Große Haus 2015 abzureißen: Wozu stehen lassen, wenn doch nicht mehr gespielt wird? Und weil dann Rostock mehrere Jahre lang zur Theaterwüste geworden ist, erhofft er sich mehr Landes- (und gegebenenfalls auch Bundes-) Fördermittel für einen "Neuanfang" durch den Stadthafen-Neubau. Egal ob er dann noch OB ist oder nicht.

Werden sich die Rostocker diesen intriganten Plan gefallen lassen?

Donnerstag, Oktober 25, 2012

Bürgermeinung: Es fehlt an einem realistischen Konzept

Angesichts des von den Verantwortlichen verursachten Theaterdilemmas kann es nicht wundern, dass es Reaktionen wie die nachstehend gibt:

OZ-Leserbrief vom 25.10.2012 14:09

Sehr geehrte Frau Jonas

Manchmal fällt es einem schwer, die Ruhe zu bewahren. Sie sprechen für einen 150-köpfigen Theaterfreundekreis und fordern eine Investition von über 50 Mio. Euro. Diese Investition würde den Großraum Rostock und damit ca. 500 000 Menschen betreffen. Ich helfe Ihnen beim Rechnen. 100 Euro ca. pro Einwohner wären das, die Sie da so selbstverständlich einfordern. Dass es mehr Theatergänger, als die genannten 150 Personen gibt, ist klar. Aber Sie sind trotzdem eine überschaubare Minderheit.

Laut einer Untersuchung der Uni Rostock (die mittlerweile ca. 10 Jahre alt ist), gehen ca. 20 Prozent der volljährigen Rostocker mindestens einmal im Jahr ins Theater. Wenn dem so ist, haben Sie dort die Gruppe, die SIE zur Kasse bitten können, aber bitte lassen Sie den Rest mit Ihrem Hobby in Ruhe. Eine Einmalabgabe pro Theatergänger in Höhe von 500 Euro, und das Thema wäre durch (Ironie!). Überhaupt: Warum hört man Ihren Namen nie im Zusammenhang mit realistischen Konzepten? Mit Plänen, die Ökonomie, Inhalt, Demographie in einer vertretbaren Art und Weise unter einen Hut bringen? Wenn ich auch nur den Hauch einer Möglichkeit hätte, würde ich Ihnen meine 100 Euro nicht geben.

schreibt Andreas Werner aus Rostock

Pläne, die Ökonomie, Inhalt, Demographie in einer vertretbaren Art und Weise unter einen Hut bringen - sie sind nicht einfach, aber machbar! Aber wer kann und wer will sie denn?

Posted by Dr. Günter Hering at 16:22
Edited on: Mittwoch, Dezember 05, 2012 16:47
Categories: Bürgermeinungen, Finanzen, Konzeption(en)

Bronislav Roznos geht

25.10.2012

Bronislav Roznos geht

Nun verlässt auch Tanztheaterchef Bronislav Roznos das Volkstheater. Hauptgrund sind – neben den Dauerquerelen am Theater um Neubau, Konzepte und Personalien – die schlecht gefüllten Besucherreihen bei den Aufführungen seiner Compagnie.

Jetzt, wenige Tage nach der Premiere von "Die Erschaffung der Welt", macht der Kopf des Tanztheaters Bronislav Roznos wahr, was er bei der Bekanntmachung des Spielplans für die neue Theatersaison im Mai angekündigt hatte: Er bringe diese Wiederaufnahme aus Zwickau auf die Rostocker Bühne, um ein Massenpublikum zu erreichen. Wenn auch das nicht funktioniere, werde er sich zurückziehen.

"Seit meinem Arbeitsbeginn am Volkstheater vor vier Jahren war mir bewusst, dass das Theater in einer schwierigen Krise steckt. Mit dem neuen Intendanten Peter Leonard sollte es aber aufwärts gehen", denkt der Tscheche an seine Anfänge an der Warnow zurück. Diese Erwartung hat sich nicht erfüllt. "Die Situation hat sich nach und nach eher verschlechtert. Künstlerische Konzepte rücken vor den Problemen der Politik, der Finanzen und der haustechnischen Probleme in den Hintergrund", urteilt er heute und fügt hinzu: "Ich habe in meiner künstlerischen Laufbahn als Ballettdirektor in 17 Jahren sechs Intendanten erlebt, die Rekonstruktion des Nationaltheaters Mannheim, Asbestsanierung am Theater Zwickau, die Fusion der Theater Plauen-Zwickau und hier in Rostock den Kampf ums Überleben des Theaters mit einer Hauptspielstätte, die für eine Brandschutzsanierung eineinhalb Jahre geschlossen werden musste." All das habe ihn für Krisensituationen gut gewappnet und sein Entschluss, Rostock zu verlassen, sei nicht allein auf die Querelen ums Theater zurückzuführen.

"Das Theater in Rostock wird nur sehr sporadisch von der Bevölkerung in Anspruch genommen", nennt er den Hauptgrund. Oft genug waren selbst die Premierenkarten fürs Tanztheater nur zur Hälfte verkauft, so auch am Sonnabend bei "Die Erschaffung der Welt". Ein Stück, das wirklich kinderleicht daher kommt – nach Roznos' teils sehr düsteren Stücken wie "Mephistosyndrom" und "Primäraffekt", die die Schattenseiten des menschlichen Daseins ausloten. "Ich möchte mit meiner Arbeit auch anderes Publikum erreichen und ansprechen", führt Bronislav Roznos an. Er werde sich um eine Festanstellung an einem anderen Haus bemühen, da sei aber noch nichts spruchreif. "Im Moment habe ich zwei Gast-Choreographien in Tschechien in Aussicht." Außerdem habe ihm Peter Leonard angeboten, in der kommenden Spielzeit als Gast in Rostock zu inszenieren. Was Bronislav Roznos sehr gerne möchte – voraussichtlich lässt er seine Tänzer zurück, mit denen er großteils seit mehr als einem Jahrzehnt arbeitet und die ihm aus Sachsen an die Ostsee gefolgt sind. "Sie zu verlassen, das bereitet mir den allergrößten Kummer. Aber so eine Chance wie vor vier Jahren, als ich sie alle mitnehmen konnte, bietet sich nicht sehr oft." Die Leitung soll seine bisherige Assistentin und frühere Tänzerin Katja Taranu übernehmen. Einige seiner Tänzer sind bereits dabei, sich an der Warnow ein zweites Standbein aufzubauen – als Lehrer beim "Tanzland".

Bis zum Ende der aktuellen Spielzeit versucht Bronislav Roznos sein Glück beim Rostocker Publikum noch einmal mit der Premiere von "Widernatürliche Liaison" und der Wiederaufnahme von "Frida Kahlo". Die letzte Aufführung von "Birth of Love" an der Societät maritim am Sonnabend ist abgesagt – offiziell wegen Krankheit. Inoffiziell kollidiert die Aufführung mit der Langen Nacht der Museen – und der Kartenvorverkauf lief schleppend.

KOMMENTAR

Ein Trauerspiel

Rostock hat das Beste vergeigt, was es in jüngster Zeit an großer Kunst zu bieten hatte: eine Compagnie, die es mit einem verwöhnten Großstadtpublikum wie in Berlin, Hamburg, Köln hätte aufnehmen können. Mit einem unglaublich kreativen Kopf, der nicht nur was von Tanztheater, sondern auch von Musik und all den Möglichkeiten versteht, die Computertechnik heute bietet. Der mit Robert Schrag einen ebenso genialen Bühnen- und Kostümbildner zur Seite und sich in vielen Jahren ein Ensemble aufgebaut hat, dass seine Ideen umzusetzen versteht. Mit dem Ergebnis, dass auch der größte Ballettmuffel, der in eine seiner Aufführungen gezwungen wird, bekehrt herauskommt. Oder zumindest sagt: "Och, kann man sich durchaus angucken." Von den Freunden des modernen Tanzes ganz zu schweigen – die gehen gleich mehrmals in die gleiche Inszenierung. Wenn sie von dieser wissen. Ich kenne nicht einen, der nicht begeistert gewesen wäre von "Frida Kahlo", "Tango", "Pinocchio". Aber viele, die nie zuvor gehört haben, dass es auch "Pieces of Art" gab und "Birth of Love". Schlechte Werbung war ein Grund für die schlechten Besucherzahlen. Dass sich Kinder und Jugendliche im Sommer für einen Workshop mit den Tänzern anmelden konnten, erfuhren die Informationsverbreiter bei den Medien erst wenige Tage vor Beginn. Für sein Sommerstück "Pieces of Art" rührte Bronislav Roznos nahezu allein die Werbetrommel, ebenso für "Birth of Love", das er mit der Societät maritim auf die Beine gestellt hatte. Und doch kann's schlechte Reklame allein nicht gewesen sein: Andere Stücke des Volkstheaters, nicht besser beworben, sind ausverkauft. Und ernten Standing Ovations und lobhudelnde Kritiken, bei denen ich mir verwundert Augen und Ohren reibe. Während sich das Tanztheater immer wieder mit halb leeren Stuhlreihen begnügen musste, die auch der begeistertste Applaus von den besetzten Plätzen nicht zu kaschieren vermag. Applaus ist zu großem Teil der Lohn, von dem und für den Künstler leben. Zumal, wenn sie wie der andernorts gefeierte Publikumsliebling Bronislav Roznos stets damit verwöhnt wurden. Die Zwickauer wussten seine Arbeit zu schätzen und andere werden das in Zukunft auch tun. Ob seine Truppe tatsächlich bleibt – und sein Werk fortführen kann – werden wir sehen. Falls nicht, hat Rostock wieder die Spielstätte, die es verdient. Eine, die mit P anfängt und mit -vinztheater aufhört.

RENATE GUNDLACH

Leserkommentare

Christian Bender, 26.10.2012 | 11:48:

Der Kommentar trifft es genau. Sehr, sehr schade und in der Tat auch etwas peinlich für Rostock - wie überhaupt das ganze Theater-Elend.

Vielen Dank an dieser Stelle für viele eindrucksvolle und bewegende Inszenierungen!

Links

Zeichenkunst auf der Tanzbühne

Lieber ein Ende mit Schrecken?

Freitag, Oktober 28, 2011

Nun soll auch das Theater am Stadthafen geschlossen werden

Als Reaktion auf die Nachricht, dass nunmehr auch das Theater am Stadthafen geschlossen werden soll, schrieb Silvia Rhode den nachstehenden sarkastischen Leserbrief:

OZ, Leserbrief vom 28.10.2011 16:22

So ist's recht, Frau Senatorin

Schließen Sie Spielstätten jener Sparte, die geeignet ist Zuschauerbilanzen zu stützen und zu verbessern... welche als Bezuschussungsgrundlage herangezogen werden.

Vermeiden Sie Hausverträge um Kosten dort einzusparen, wo sie vertretbar vermieden werden können.

Schließen Sie Hauptspielstätten vor allem, bevor bereits geschlossene wieder ertüchtigt oder neu geschaffen worden sind.

Tun Sie all das... immer vorausgesetzt Sie suchen nach dem schnellsten Weg dem Ensembletheater in Rostock ein Ende zu bereiten - denn dann, und nur dann, sind Sie mit diesen Überlegungen auf dem richtigen Weg.

Ich zitiere Ihre eigenen Worte: "Für das Volkstheater Rostock hoffe ich, dass es als Vier-Sparten-Ensemble erhalten bleibt und so schnell wie möglich ein neues Gebäude bekommt."

Hoffen Sie nicht, Frau Melzer... machen Sie es möglich, indem Sie nicht mit kurzsichtigen fehlgerichteten Schnellschüssen dagegen anarbeiten.

schreibt Silvia Rhode aus Regensburg

Mittwoch, Juni 22, 2011

Das "trio infernale" ist perfekt !

oz vom 22.06.2011 11:36

Man darf den jeweiligen Entscheidungsträgern gratulieren. Die Führungsspitze des Volkstheaters ist nun fast komplett. Neben Peter Leonard, dessen vor allem in PR-Fragen, weniger in künstlerischen Dingen beeindruckende Kreativität das Publikum zur Genüge erleben durfte, nun neue Mitstreiter.

Stefan Rosinski, dessen Vita auch durch Rauswürfe bei Berliner Opernstifung und Volksbühne (nach jeweils nur einem Jahr) gekennzeichnet ist, soll das Kaufmännische richten.

Florian Krumpöck - der neue GMD, über dessen Dirigierleistungen man im Internet allerings wenig Bemerkenswertes findet. Vielleicht hat die Mentorenschaft von Barenboim die Entscheidung beeinflußt.

Die Brücke des Theaters ist neu besetzt. Fehlt nur noch ein brillianter Marketingexperte, der dem Publikum die Angebote des 4-Sparten-Hauses gewinnbringend verkauft.

Ob das Volkstheater endlich die notwendige Fahrt aufnimmt, Publikum zurückgewinnt und die Kassen zum Klingeln bringt, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. Vollmundige Absichtserklärungen hat das Publikum in letzter Zeit genug gehört. Funktioniert es weiterhin nicht, steht man sonst vor ganz anderen Fragen, u.a. nach der Berechtigung einer ausufernden Finanzierbarkeit des (bislang hochsubventionierten Volkstheaters. Ein Zuschussgeschäft als "Faß ohne Boden" kann auf Dauer für niemanden eine Lösung sein.

schreibt Karsten Schmidt aus Rostock