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Donnerstag, Dezember 29, 2011

Rückblick der NNN: Das dramatische Theaterjahr

29. Dezember 2011 | 21:55 Uhr | Von: Juliane Hinz

Noch bis Juni 2012 spielt das Volkstheater im Zelt.

Wer hätte gedacht, dass es im Volkstheater 2011 noch einmal spannender werden würde. Und damit sind nicht die ohnehin immer spannenden, berührenden oder aufwühlenden Inszenierungen gemeint. Nein, abseits der Bühne ist im Rostocker Theater mindestens genauso viel los wie auf den Brettern, die die Welt bedeuten.

Exposition Das Volkstheater ist nun eine GmbH, Geschäftsführer Kay-Uwe Nissen musste gehen. Dem Volkstheater wäre nun eigentlich eine Verschnaufpause zu wünschen. Doch es kommt anders.

Erregendes Moment Der Paukenschlag im Februar: Am 22. Februar lädt die Stadt mehr oder minder überraschend zu einer Pressekonferenz ein. Die Hiobsbotschaft: Das Große Haus wird mit sofortiger Wirkung geschlossen. Grund dafür sind Mängel im Brandschutz, die zwar nicht neu, dafür nun aber nicht mehr tragbar sind. Der Hieb sitzt.

Die Spannung steigt Das Volkstheater und seine Mitarbeiter beweisen enorme Flexibilität und Engagement. Schon die erste Big-Band-Nacht am Tag nach der Schreckensmeldung kann stattfinden. Sie wird in die Stadthalle verlegt. "Wir spielen weiter" - so ist der kreative Protest überschrieben. "Macht es auf, macht es auf, macht es wieder, wieder auf, macht es auf, das Große Haus!" - mit der Protest-Hymne zieht das Ensemble zusammen mit allen Freunden des Theaters durch die Innenstadt. Die Premiere von "Effi Briest" findet vor leeren Rängen im Großen Haus statt und wird live ins Internet übertragen. Ein bewegender Theater-Abend. Eine Welle des Mitgefühls und der Sympathie wird entfesselt.

Höhepunkt Im Juni präsentiert Intendant Peter Leonard einen Ausweg aus der verfahrenen Lage: Ein Theaterzelt soll die Hauptbühne ersetzen. Es wird am Werftdreieck hochgezogen. Zwei neue Akteure betreten die Bühne: Florian Krumpöck wird Generalmusikdirektor. Er bringt frische Ideen mit. Im August wird Stefan Rosinski zum neuen Theater-Geschäftsführer. Nun sollen auch die Finanzen in Ordnung kommen.

Retardierendes Moment Die Stadt erwartet von Leonard und Rosinski Konzepte - und zwar schnell. Vielleicht zu schnell, denn das Theater bittet um mehr Zeit. Derweil strömen die Besucher ins Theaterzelt, erst neugierig, dann begeistert. Es ist zwar nicht das Große Haus, aber es scheint zu funktionieren.

Lösung des Konflikts? Die Bürgerschaft erhöht den Druck. Wo bleiben die Konzepte? Und auch das Land fordert Lösungen, sonst droht die Orchesterfusion. Mehr Geld gibt es nicht. Die Stadt beschließt: Ein Haustarif soll ausgehandelt werden. Ist er die Lösung für die Theaterkrise? Das wird sich 2012 noch nicht zeigen, aber eine der Hauptaufgaben der Theaterleitung sein.

Mittwoch, Oktober 12, 2011

Spielen im Theaterzelt

Die NNN Norddeutschen Neuesten Nachrichten berichten von der "Brauchbarkeit" des Theaterzeltes als Ersatz für das geschlossene Große Haus:

Neuer Chefdirigent mit unverbrauchter Frische

12. Oktober 2011 | 00:05 Uhr

Zum ersten Mal musste sich die Norddeutsche Philharmonie als Konzertorchester in einem Zelt beweisen. Das Theaterzelt ersetzt das derzeit gesperrte Große Haus des Volkstheaters und erwies sich für das 2. Philharmonische Konzert am Wochenende als eine akustisch durchaus brauchbare Ausweichspielstätte. Es hat das Flair eines großen Zirkuszelts, das sich aber doch mit vielen Annehmlichkeiten eines gut beheizten festen Gebäudes verbindet.

Allerdings prasselte der Regen kräftig auf die Dachbahnen, die der Wind in Bewegung brachte, dass sie an ihrer Aufhängung zerrten. Das alles verursachte Unruhe, die sich mit dem Geräusch vorüberratternder Hubschrauber verband und leise, sensible Musik störend beeinträchtigte. Das ist schade, aber wohl nicht zu beheben...

Posted by Dr. Günter Hering at 15:48
Categories: Großes Haus, Theaterzelt

Dienstag, November 30, 2010

Tod dem Theater! Das Gruselthema "Asbest"

Am 30.11. meldete die Ostsee-Zeitung:

Asbest im Volkstheater erschwert Sanierung

Rostock (OZ) - Das derzeit geschlossene Große Haus des Rostocker Volkstheaters ist mit Asbest verseucht. Bereits seit 2003 soll der giftige Baustoff entdeckt worden sein. Doch erst jetzt wird er zum Problem: Die Entsorgung des krebserregenden Stoffes könnte die Kosten für die Sanierung in die Höhe treiben.

Außerdem drohen neue Verzögerungen – mit möglicherweise fatalen Folgen: Sind die Arbeiten bis Juni 2012 nicht abgeschlossen, steht das Theater wieder ohne Spielstätte da. Das Theaterzelt wird dann nämlich in Coburg benötigt...

Daraufhin schrieb ich folgenden Leserbrief - der wurde aber (online) nicht veröffentlicht...:

Tod dem Theater!

Die Rostocker Theaterfeinde scheuen offenbar vor keinem noch so schmutzigen Trick zurück. Jetzt muss also das Gruselthema "Asbest" herhalten, obwohl laut OZ bereits seit 2003 bekannt ist, das sich „unter anderem“ in einem „STILL GELEGTEN“ (!) Lüftungsschacht Asbest befindet. Ja warum wird dann nicht der STILL GELEGTE Lüftungsschacht einfach luftdicht verschlossen?

Mal abgesehen von der einfachen, aber offenbar nicht gewollten Lösung bleibt anzumerken:

1. Was ist das für Asbest im Lüftungsschacht? Wäre es zementgebundener Hartasbest wie z.B. bei den Wellasbestdächern, so ist er völlig ungefährlich, solange man ihn nicht ausbaut.

2. "Weicher" Asbest ist gesundheitschädlich, weil sich bei jedem Luftzug Fasern lösen können. Dabei gilt in der DDR verbauter Weichasbest als längerfaserig und damit etwas ungefährlicher als der in der alten BRD verbaute. Dennoch wurde nicht das Berliner Kongresszentrum (hochgradig mit West-Weichasbest belastet), sondern der Palast der Republik wegen seiner Asbestbelastung abgerissen. Das Kongresszentrum ist noch immer in Betrieb. Merke: Mit Asbest kann man wirksam Politik machen.

3. Wir sollten uns auch an eine Bemerkung von OB Methling erinnern, die er auf der OZ-Veranstaltung zur Zukunft des Grossen Hauses machte (und der meines Wissens noch keiner unserer investigativen Journalisten nachging): "2015 wird das Große Haus ohnehin abgerissen".

Merkt Ihr nischt?