« Großes Haus | Main | Internet »

Montag, September 02, 2013

September-Neuigkeiten aus dem VTR

Im seinem Newsletter September 2013 teilt das Volkstheater Rostock folgendes mit:

mit einem Theaterspektakel für alle Sinne feiert das Schauspielensemble seine erste große Premiere der Spielzeit 2013/14: „Till Eulenspiegel“ von Paula Fünfeck am 21. September im Großen Haus. Es erwartet Sie ein Theaterabend, nach dem berühmten Volksbuch aus dem 15. Jahrhundert, voll von karnevalistischem Geist, lachendem Aufbegehren und ganz viel irdischem Spaß…

Unerfüllte Träume, Lebenslügen, verlorene Illusionen! Nach einer Party endet der Abend für Martha und George im ehelichen Schlachtengetümmel. Doch auch das junge Paar Nick und Honey muss sich eingestehen, dass ihre Beziehung nicht das ist, was sie nach außen vorgeben… Edward Albees „Wer hat Angst vor Virginia Woolf…?“ – weltbekannt durch die Verfilmung mit Elizabeth Taylor und Richard Burton – ab dem 29. September im Theater im Stadthafen.

Breits am 1. September hebt sich zum ersten Mal der Vorhang für „Anatevka“. Das Musical von Jerry Bocks – nach den Geschichten von Sholem Aleichem – vereint farbenprächtige Tanzszenen und längst zu Evergreens gewordene Songs wie „Wenn ich einmal reich wär…“. In der Rolle des Milchmanns Tevje können Sie Peter Bause auf der Bühne des Großen Hauses sehen.

Ebenfalls im Großen Haus haben Sie ab dem 14. September wieder die Gelegenheit, den berühmten Gefangenchor in Verdis Oper „Nabucco“ zu hören. Szenen des Alltags haben die Tänzerinnen und Tänzer der Tanzcompagnie Rostock eingefangen und in Tanz umgesetzt – „Have a look“ ab 7. September im Theater im Stadthafen.

Das wohl bekannteste Märchen von Hans Christian Andersen „Die kleine Meerjungfrau“ (ab 5 Jahren) feiert am 15. September seine Rostocker Premiere im Theater im Stadthafen – eine Koproduktion mit dem Mecklenburgischen Landestheater Parchim. Die Geschichte einer ganz besonderen Freundschaft zwischen „Sultan und Kotzbrocken“ können alle Kinder ab vier Jahren ab dem 10. September wieder im Ateliertheater erleben.

Beim 1. Philharmonischen Konzert der Saison 2013/14 spielt die Norddeutsche Philharmonie Rostock am 7., 8. und 9. September Werke von Wagner und Mahler im Großen Haus. Dirigent ist Generalmusikdirektor Florian Krumpöck; Solistin die Sopranistin Theresa Grabner. Dem Thema Böhmen widmet sich die Norddeutsche Philharmonie unter der Leitung Manfred Hermann Lehners bei der Barocksaalklassik. U.a. wird am 21. September Musik von Mozart im Barocksaal erklingen.

Unsere Theatertage im September: „Tschick“ am 12. und „Wer hat Angst vor Virginia Woolf….?“ am 29. September. Ebenfalls am 29. September kann jeder zahlende Erwachsene bis zu zwei Kinder kostenlos in die Vorstellung „Hexe Hillary geht in die Oper“ mitnehmen, denn es ist Oma-/Opa-Tag.

Am 11. September findet ein Streitgespräch mit Bundestagsdirektkandidaten zu den Themen Kulturpolitik sowie Rostocks Kultur im Theater im Stadthafen statt – „Lohnt Kultur den Streit wirklich?“.

Wir laden Sie ein zum „Tag der offenen Tür mit Rostocker Freunden“ am 31. August. Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen, erhalten Sie einen Vorgeschmack auf die kommende Spielzeit und feiern Sie mit uns und vielen Gästen.

Weitere Informationen sowie den aktuellen Spielplan finden Sie unter www.volkstheater-rostock.de. Karten erhalten Sie unter 0381/ 381 4700.

Viel Vergnügen in unseren Spielstätten wünscht

Ihr Volkstheater Rostock

Montag, April 29, 2013

Zwei wichtige Termin (2. und 7. Mai)

Endlich erwacht die Theatermannschft aus ihrer Lethargie und sucht das Gespräch mit ihrem Publikum:

Am 2.5. im Anschluss an die vorletzte (!) Vorstellung von "Gas 1": Der Förderverein des Volkstheaters besucht diese Aufführung um 18:00 Uhr im Theater im Stadthafen und lädt alle Theaterfreunde hinterher zu einer offenen Podiumsdiskussion mit der Regisseurin Sonja Hilberger, dem Dramaturgen Jörg Hückler und einigen Schauspielern ein, auch um dem Wert von Theaterinszenierungen mit Aussage im heutigen Theaterrepertoire mit den Zuschauern zu erörtern. Diese Vorstellung läuft im Rahmen der Aktion „Theatertag“ am Volkstheater, sodass am 2. Mai zwei Personen für 22,- EUR das Stück besuchen können.

Richtigstellung: Es wird noch mehr Vorstellungen von GAS 1 geben, aber nur bis zum Ende dieser Spielzeit! GAS 1 ist ein großartiges Stück und großartig inszeniert - wer nicht hingeht, bringt sich selbst um ein äußerst wertvolles Theatererlebnis!

Am 7.5. findet im Großen Haus eine Podiumsdiskussion zum Thema "Gegenwart verstehen" statt, an der Rolf Hochhuth, Charly Hübner, Sybille Bachmann, Tobias Rausch, Stefan Rosinski teilnehmen. Moderation: Gunnar Decker (Theater der Zeit).

Beide Gelegenheiten sollten die engagierten Theaterfreunde nutzen, um sich einzumischen und um ihre Solidarität zu bekunden!

Bitte diskutieren auch Sie mit auf vtrblog.hux.de alias vtrblog.wordpress.com!!!

Posted by Dr. Günter Hering at 18:52
Edited on: Montag, Mai 06, 2013 18:10
Categories: Inszenierungen, Termine, Theater im Stadthafen

Samstag, März 09, 2013

Theater im Stadthafen: "Gas1"

Eine interessante Rezension von "Gas1" findet sich im "Heuler" und macht vielleicht Lust, sich das Stück anzusehen.

Posted by Dr. Günter Hering at 12:47
Categories: Inszenierungen, Zuschauer

Freitag, März 08, 2013

Tanztheater Roznos - letzte Premiere! Hingehen!

Am 16. März ist die Premiere von Bronislav Roznos letzter Tanztheater-Inszenierung "Widernatürliche Liaison? - STORIES4LOVE".

Ich habe mir heute die Sitzplanreservierung angesehen und bin entsetzt, wie wenig Karten bislang verkauft wurden. Rostocker, seid Ihr denn total bescheuert? Einen Mann wie Roznos bekommt das hiesige Theater so schnell nicht wieder und ihr geht nicht hin???

Wie immer ist leider die inhaltliche Beschreibung auf der Webseite des Volkstheaters sehr knapp (nach meinem Dafürhalten viel zu knapp) und wie immer habe ich in den online-Ausgaben der Regionalzeitungen OZ und NNN bislang nichts gefunden. Aber auf

http://insiderostock.de/2013/02/widernatuerliche-liaison-stories4love-premiere-am-volkstheater-rostock/

steht eine recht informative Beschreibung, die ich hier gerne weiter empfehle.

Posted by Dr. Günter Hering at 15:54
Edited on: Freitag, März 08, 2013 17:48
Categories: Großes Haus, Inszenierungen, Tanztheater, Zuschauer

Montag, März 04, 2013

Gegen Theatermüdigkeit

Gegen Theatermüdigkeit gibt es offenbar viele Rezepte, wie ein heute in der Ostseezeitung veröffentlichter Artikel zeigt:

http://www.ostsee-zeitung.de/nachrichten/kultur/index_artikel_komplett.phtml?param=news&id=3706420.

Was würden SIE dem Volkstheater vorschlagen?

Dienstag, Februar 05, 2013

Wie unredlich die Presse mit dem Volkstheater umgeht...

Vor einigen Tagen erschien in der Ostsee-Zeitung (OZ) ein Interview mit dem Rostocker OB, in dem er sich auch deutlich zum Theater äußerte - negativ wie (fast?) immer. Entgegen den Geflogenheiten der OZ steht das Interview in voller Länge auch online zur Verfügung.

Jetzt interviewte die OZ den Intendanten des Volkstheaters. Das war wohl unverzichtbar, denn der OB hatte bei den Besucherzahlen und Vergleichen doch arg daneben gegriffen. Dieses Interview ist dem Besucher der OZ-Onlineseite ohne Online-Abo nicht zugänglich, anders als das Interview des OB. Zudem erschien es seinem Dateinamen nach nicht auf der Rostocker, sondern auf der Ribnitzer Lokalseite: "Intendant: Theater läuft besser als der OB wahrhaben will - Ribnitz-Damgarten - OSTSEE ZEITUNG".

Der eine ist eben gleicher als die anderen. Interessierte können allerdings das Leonhard-Interview auf der MVPO-Webseite nachlesen, als Kurzfassung und auch in voller Länge.

Schade, dass der Intendant in bezug auf die Auswahl der Stücke so mit Blindheit geschlagen ist. Die OZ hatte ihm mit der Frage, ob es (zu) oft "populäre Stücke gibt", ein Stichwort für eine viel engagiertere Antwort gegeben. Aber Herr Leonhard übersah ja sogar, dass er den Welt-Uraufführungstermin von "Happy Birthday..." ausgerechnet auf den internationalen Holocaust-Gedenktag (Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz 1945 durch die Rote Armee) gelegt hat. Peinlich und typisch zugleich.

Mal abgesehen davon, dass in Rostock andere Stücke (mit mehr direktem oder indirektem Zeitbezug) viel mehr Interesse und Zuschauer gewinnen würden, bleibt die schlimme Tatsache, dass die wirklich guten Aufführungen totgeschwiegen werden. Zumindest in den Online-Ausgaben der regionalen Blättchen. Aktuell gilt das für die Premiere von "HAVE A LOOK". Diese Aufführung des hiesigen Tanzensembles kann "sich künstlerisch SEHR gut sehen lassen", wie mir ein glücklicher Besucher der ausverkauften Premiere mailte. Das war dank Rosznos und seiner Truppe nicht anders zu erwarten, umso beredter ist das Schweigen der Online-Zeitungen. WER steuert hier eigentlich WIE?

WARUM das Theater platt gemacht werden soll, hat OB Methling auf dem 1. OZ-Volkstheaterforum in einem unbedachten Nebensatz verraten: "2015 wird das Große Haus ohnehin abgerissen". Aber um das Gebäude 2015 abreißen zu können, muss zuvor die Organisation beseitigt werden. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für die vielen notwendigen Teilaktivitäten. Die besten Kräfte vergraulen (ist schon recht gut gelungen), Gebäude permanent schlecht reden und schreiben (dabei hilft leider auch der Intendant), Theater am Stadthafen als Spielstätte kündigen (angeblich aus Kostengründen, faktisch jedoch, damit nichts Bespielbares mehr bleibt), die Intendatensuche aussetzen (weil es ab 2015 keine Spielstätte mehr geben soll), mit der Vision eines Theaterneubaus ablenken (dabei hilft leider auch der Intendant) usw. usf.

Posted by Dr. Günter Hering at 16:00
Edited on: Mittwoch, Februar 06, 2013 12:18
Categories: Finanzen, Inszenierungen, Oberbürgermeister, Presse, Tanztheater, Verschwörungstheoretisches

Dienstag, Januar 29, 2013

Nun wird das Volkstheater endgültig geschlachtet!

#

Der Rostocker Oberbürgermeister, Herr Roland Methling, hat der Ostsee-Zeitung ein Interview gegeben. Er fordert vom Volkstheater Rostock (VTR), endlich Leistung zu erbringen. Er will das VTR auf Schauspiel und Philharmonie reduzieren. Er "kann nicht sagen: Ohne Theater bricht die Kulturlandschaft ein". Er nennt viel zu niedrige Besucherzahlen. Er setzt sich über die Beschlüsse der Bürgerschaft hinweg. Ja sind wir denn wirklich schon in einer Bananenrepublik?

Nachstehend dokumentiert vtr.hux.de drei Leserbriefe an die OZ:

OB Methling – ein Theaterfeind?

Am Freitag war ich im Großen Haus, zum Ballett „die Erschaffung der Welt“. Wiederum entdeckte ich zusammen mit den anderen Zuschauern, wie einmalig das Roznos-Ensemble ist, wie viel Lebensqualität diese Truppe an die Zuschauer weitergibt. Wer darauf verzichtet, ahnt nicht, was er sich selbst damit antut.

Einen Tag später erschien in der OZ das Interview mit unserem OB. Er erwartet Leistung vom Theater? Auch beim Ballett? Die Roznos-Truppe wäre eine Zier für jede wirklich große Stadt – Berlin, Hamburg, München, Wien, Paris usw. Rostock aber erwartet Leistung?!

Unsere OB will das Theater auf Schauspiel und Philharmonie begrenzen. Für einen, der offenbar überhaupt nicht ins Theater geht, erscheint das noch viel. Für die anderen jedoch viel zu wenig.

Woher der OB die Zahlen über die „regelmäßigen“ Theaterbesucher (2000-3000) nimmt, ist nicht ersichtlich. Ich persönlich halte sie für total unterschätzt. Und was heißt „regelmäßig“? Touristen, die ins Theater gehen, werden lieber(???) nicht berücksichtigt. Andere, die ebenfalls nur zeitweilig in Rostock sind, zählen offenbar auch nicht. Genau so wenig diejenigen Rostocker, die sich „nur“ immer dann für einen Theaterbesuch entscheiden, wenn ihnen Stück und Aufführung zusagen. Wäre es nicht redlicher, mit den Zuschauerzahlen pro Jahr zu argumentieren, Herr Methling?

Unser OB „kann nicht sagen: Ohne Theater bricht die Kulturlandschaft ein“. Woher nimmt er diese Gewissheit? Theater war und ist in der bisherigen Erfahrung eine unverzichtbare Säule jeder Kulturlandschaft. Allerdings nicht jedes Theater. Bei unserem Volkstheater darf man wohl schon fragen, warum es sich ob der Zeitlosigkeit seines Spielplanes so unnötig selbst entwertet. Geradezu als Fauxpas empfinde ich die Entscheidung der Theaterleitung, die Uraufführung von „Happy Birthday...“ unmittelbar vor dem Holocaust-Gedenktag anzusetzen, letzteren aber zu ignorieren.

Aber auch eine Theatermannschaft ist lernfähig, so lange man sie nicht abschafft.

Vor allem jedoch sollten wir eines stets bedenken: Kultur ist die stärkste Kraft gegen rechtes Gedankenungut, nichts fürchten die Rechten so sehr wie eine vitale, gelebte Kultur. „Wenn ich das Wort Kultur höre, entsichere ich meinen Revolver“. So weit darf es nie wieder kommen, um das zu verhindern, brauchen wir auch ein engagiertes Theater mit allen seinen vier Sparten!

schreibt Günter Hering aus Rostock

Grausamkeiten

Wieder einmal verkündet der Rostocker OB Grausames gegen das VTR! Er hat bei der ersten Verkündung des Verbleibs des Theaterorchesters- bei Abschaffung der Oper und des Balletts-, von Bespieltheater gesprochen, später von einem eigenständigen Vier-Sparten-Theater, dann von „Theater ist Chefsache“, von Schließung des Hauses mit dem Trick unzureichenden Brandschutzes, und nun ist er wieder bei seinem Orchester gelandet!

Woher hat er diese Erfahrung mit dem Orchester, bevorzugt er deren Lobbyisten und hat er dabei gar „Segelfreunde“ als „Berater“? Und das alles tut er mit einem ganzseitigen, ewig grinsenden und siegessicheren Gesicht!!! Kann man nicht einmal für entsprechende Anlässe ein entsprechend seriöses Foto verwenden?

So sind ja nicht die „Kultur -Genossen“ des untergegangenen so genannten Unrechtsstaates mit dem Theater und seinen Menschen umgegangen! Was ist ein Hineinreden von „Diktatoren“ in die Probleme eines Theaters gegen die Vernichtung eines Theaters durch unsere lupenreinen Demokraten: Ein Theater hassender Oberbürgermeister und ein unerfahrener Kultusminister, der zur Wende 12 Jahre alt war und ohne Kenntnis Rostocker Theatertraditionen ist! Weiter so, meine Herren, zum Wohle Mecklenburg-Vorpommerns!

schreibt Frank Brandau aus Rostock

Die Monroe-Oper und wie weiter?

Soll man dem Rostocker Volkstheater zu seiner jüngsten Welturaufführung (wirklich) gratulieren? Oder ins Grübeln kommen. Folgt man dem Rezensenten, dann "ist dies kaum ein substantieller Beitrag zur zeitgenössischen Opernkultur, weder das Werk, noch seine Inszenierung, eher ein Surfen auf Mainstream und Popularitätswelle."

Der Monroe-Mythos wird sicher nicht so lange anhalten wie beim legendären Original. Schon die letzte Welturaufführung am Volkstheater (Georg Kreisler "Das Aquarium") war mangels Interesse schnell wieder vom Spielplan verschwunden. Und Kreisler hatte dem Publikum etwas zu sagen. Hier scheint es eher so, daß der eine (Dirigent des Abends und Intendant) dem anderen (Kollege aus Augsburger Zeiten - Google sei Dank) hilft, sein Werk an einem Theater auf die Bühne zu bringen.

Ob sich der Aufwand schlußendlich auch in der Einnahmekasse des Theaters wiederspiegelt, bleibt zu hoffen und wird sich zeigen. Aber die Kasse ist ja dank Rostocker Bürgerschaft wieder aufgefüllt. Da kann man sich solche theatralen Experimente (wieder) erlauben ... Ein Beitrag zu (verbesserten) Kostenbewußtsein sieht anders aus.

schreibt Karsten Schmidt

Montag, Dezember 31, 2012

Ein klares Wort

*
"Ausdruck für unser Versagen
- auch des Berliner Ensembles oder vielleicht des Theaters generell -
ist die traurige Tatsache,
dass wir in Afghanistan und auf dem Balkan Kriege führen
und die Künstler dazu schweigen."
*

Claus Peymann, Intendant des Berliner Ensembles, in der Berliner Zeitung, zitiert im Neuen Deutschland vom 31.12.2012

Viel zu spät spricht es einer (ein Einziger!) aus, was dem Theater nicht nur in Rostock fehlt, was es so zusammenstreichbar und entbehrlich macht: Der fehlende gesellschaftliche Bezug.

Wenn zu DDR-Zeiten die Theater voll waren, dann lag das nicht nur daran, dass sich jedermann Theaterkarten leisten konnte, dass oft auch gemeinsame Besuche organisiert wurden, dass Theatermacher keinerlei finanziellen Nöte hatten - es lag vor allem daran, dass sich DDR-Theater nie im luftleeren Raum abspielte, sondern immer engagierte, kritische Gesellschaftsbezüge hatte.

Wann endlich nutzen JETZT die Künstler jene Bühnen, die sie NOCH haben?

Ein Nachtrag: Heute erschien in das-ist-rostock ein Artikel, der das gleiche Problem anspricht (http://www.das-ist-rostock.de/artikel/48655_2013-01-02_volkstheater-ins-affenhaus/) und den wir auszugsweise hier zitieren:

Profilierung muss sein. Das Berliner Gorki-Theater z. B. beteiligt sich mit zeitgenössischen Stücken erfolgreich am gesellschaftlichen Diskurs, das Berliner Ensemble füllt das Haus mit Brecht, die Distel pflegt akzentuiertes politisches Kabarett und die Stachelschweine Comedy, na ja. Why not? [...]

Die Chance des Theaters ist, anders zu sein als die.. modernen Medien. Ort der Begegnung, der Interaktion, des Dialogs, offen für Fragen der Bürger, lebendig und nah zum Anfassen. Eine Alternative zu den öffentlichen und verkabelten Räumen. Die moderne Kommunikation, so behaupten ihre Frontleute, führe die Menschen zusammen. In Wahrheit trennt sie sie, schafft Distanz bis zur Vereinsamung. Wer heute Theater mit tradierten Programmen macht und nicht auf seine Besucher zugeht, verliert diese. [...]

Dass sich Bewohner der Plattenbausiedlungen des Nordwestens und Nordostens kaum im Theater sehen lassen, versteht sich, leider. MV hat einen Anteil von 12 Prozent Hartzer an der Bevölkerung. [...]

Das Theater mit seinen Besuchern ist ein Indikator für die Unversehrtheit unserer Gesellschaft. [...]

Den Menschen, die an den Stadtrand verbannt werden, ist nicht nur der Weg ins Theater zu weit und zu teuer; vielen fehlt auch das Bedürfnis nach Bildung. Sie gehören zu den Abgehängten, den Ausgeschlossenen, den Exkludierten, so der Terminus der Soziologen und Städteplaner. Es geht ja nicht darum, dass sie die Besucherbilanz des Volkstheaters aufbessern, nicht um Kunst um der Kunst willen. Es geht vor allem darum, dass Kunst und Bildung sie zu Bürgern macht, die fähig zur Demokratie sind. Die in der Lage sind, mitzubestimmen, was dem Gemeinwohl der Stadt dient. [...]

KRIEG spricht abschliessend die Rostocker Kommunalpolitiker an ("Ein weites Feld tut sich vor unseren Kommunalpolitikern auf"). Ich hingegen erwarte (ohne die Politiker aus ihrer Verantwortung entlassen zu wollen) vor allem von den THEATERMACHERN, dass sie endlich ihre gesellschaftliche Unentbehrlichkeit praktizieren. In jeder Sparte, mit jedem Stück, auch außerhalb der Bühne... Erst wenn das Theater unverzichtbar geworden ist, können wir die (Kommunal-) Politiker fragen, warum sie nicht mehr fürs Theater im Besonderen und für die Kultur generell tun, erst dann ist Kultur wirklich Mehrwert und zugleich Indikator für den Zustand unserer Gesellschaft!

Posted by Dr. Günter Hering at 18:18
Edited on: Mittwoch, Januar 02, 2013 17:58
Categories: Bürgermeinungen, Inszenierungen, Konzeption(en), Kultur ist Mehrwert, Spielplan, Stadt Rostock, Zuschauer

Freitag, Dezember 07, 2012

Ein Theater, das auf seinem Blog seit mehr als ein halbes Jahr schweigt...

Wie wichtig sind dem Theater Rostock, genauer der Theaterleitung, die Zuschauer?

Der letzte Eintrag im VTR-Blog (blog.volkstheater-rostock.de) datiert vom 9. Mai 2012 und beinhaltet die Pressemitteilung "Intendant wird Vertrag nicht verlängern". Mal abgesehen davon, dass einer Vertragsverlängerung beide Seiten, also der Intendant und die Stadt, zustimmen müssten - warum ist nach dieser Mitteilung absolute Sendepause?

Kein Wort davon, dass Roznos geht.
Kein Wort davon, wie man Besucher gewinnen will (wer sich die Anzahl der verkauften Karten ansieht, dem wird übel).
Kein Wort davon, warum das Große Haus im Dezember (!) an so wenigen Abenden bespielt wird.
Kein Wort davon, warum es so viele Ausfälle bzw. kurzfristige Änderungen im Spielplan gibt.
Kein Wort davon, warum der Spielplan so und nicht besser aussieht.

Kein Wort davon, warum man nicht mit seinen potentiellen und den Noch-Zuschauern ins Gespräch kommen will.

Auf dem VTR-Blog findet sich ein Kommentar als Antwort auf Statement des Intendanten Peter Leonard zu den Presseberichten der letzten Wochen (http://blog.volkstheater-rostock.de/2011/09/statement-des-intendanten-peter-leonard-zu-den-presseberichten-der-letzten-wochen/#comments), den ich nachstehend zitiere (kursiv gesetzter Text):

Die Mehrheit der Betroffenen sagt am Dienstag, 13. September 2011 um 17:49:

Absender: die Mehrheit der Betroffenen

Forderung: die sofortige Absetzung von Peter Leonard, Intendant des Volkstheaters Rostock.

  • Peter Leonard muss aufhören – damit das Theater endlich in der Öffentlichkeit ein klares künstlerisches Profil präsentieren kann.
  • Peter Leonard muss aufhören – damit die künstlerischen Leistungen der Sparten verwirklicht und gesteigert werden können.
  • Peter Leonard muss aufhören – damit die Besetzung der wenigen vakanten Stellen nach Kriterien erfolgen kann, die den Anforderungen des Hauses gerecht werden.
  • Peter Leonard muss aufhören – damit das Volkstheater für seine Besucher wie Mitarbeiter attraktiv wird.
  • Peter Leonard muss aufhören – damit das Volkstheater von seinen verkrusteten Strukturen befreit wird und effektiv arbeiten kann.
  • Der Führungsstil Peter Leonards ist uninspiriert, entscheidungsscheu und stellt die Interessen der Politik vor die Interessen des Volkstheaters.

Vielleicht liegt hier ein Mißverständnis vor? Der Schreiber des Vorstehenden hat doch nicht gefordert, dass das Theater oder auch nur sein Blog aufhören soll!

Posted by Dr. Günter Hering at 18:34
Edited on: Samstag, Dezember 08, 2012 19:13
Categories: Bürgermeinungen, Inszenierungen, Konzeption(en), Marketing, Personal, Zuschauer

Donnerstag, Dezember 06, 2012

Immer nur "Entweder Neubau oder Niedergang"?

Die Ostseezeitung meldet am 03.12.2012:

Theater: Verzweifelter Appell

Kröpeliner-Tor-Vorstadt (OZ) - Die beiden Vereine Freunde und Förderer des Volkstheaters und die Philharmonische Gesellschaft wenden sich heute mit einer gemeinsamen Erklärung an die Mitglieder der Bürgerschaft. Sie wollen sie ermutigen, „in den anstehenden Auseinandersetzungen mit den Vertretern des Kultusministeriums für ein eigenständiges Stadttheater mit vier Sparten und die Norddeutsche Philharmonie in mindestens ihrer jetzigen Größe zu kämpfen“.

Die beiden Vorsitzenden Antje Jonas und Thomas Diestel haben den Brief unterschrieben. Sie betonen: „Die Fusion mit dem Staatstheater Schwerin halten wir für unannehmbar, da unserem Volkstheater die Chance auf eine weitere selbstbestimmte und zeitgemäße Fortführung seiner Stadttheatertradition genommen würde.“

Seit Jahren produziere das Volkstheater unter schwierigsten Bedingungen, so die beiden Vorsitzenden. Jetzt habe die seit längerem andauernde Rostocker Theaterkrise durch die kürzlich veröffentlichten Modelle zur Weiterentwicklung der Theater- und Orchesterlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern eine weitere Verschärfung erfahren. Die Zeit arbeite angesichts der Gesamtsituation inzwischen gegen die Rostocker Bürger, die im Interesse einer kultivierten Stadtgesellschaft heute und künftig nicht bereit sind, auf ihr Stadttheater zu verzichten. „Gelingt es nicht, kurzfristig den Neubauprozess in Gang zu setzen, besteht die sehr reale Gefahr einer Insolvenz und des endgültigen Niedergangs des Volkstheaters Rostock.“

Da gibt es in Rostock zwei Vereine mit anspruchsvollen Zielstellungen, aber in ihren öffentlichen Verlautbarungen tauchen immer nur zwei Aussagen bzw. Forderungen auf: (a) Mehr Geld für das 4-Sparten-Theater, (b) Neubau so schnell wie möglich! Reicht es wirklich aus, sich auf diese beiden Forderungen zu beschränken?

Die aktuelle Misere hat doch viele Ursachen:

  • Wohl an erster Stelle ist die unzureichende Akzeptanz des Theaters / seiner Angebote bei der Rostocker Bevölkerung zu nennen. Wäre es anders, hätte man z.B. dem OB nicht das dreiste Stück einer so abrupten und so langen Schließung des Großen Hauses mit seiner Wiederwahl honoriert.
  • Der aktuelle Spielplan lockt wirklich kaum einen Hund hinterm warmen Ofen hervor. Das Große Haus bleibt viele Dezemberabende lang unbespielt, es gibt lediglich am Vormittag Kindervorstellungen. Die sind gut und wichtig, aber warum ist abends nichts los? Vor einem Jahr erklärte man uns das einleuchtend damit, dass im Zelt der Kulissenumbau zu arbeitsaufwendig sei. Aber jetzt? Gerade in der Vorweihnachtszeit gehen nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene besonders gerne ins Theater, finden aber viel zu wenig Angebote.
  • Die Aufführungen werden viel zu wenig beworben. Die Briefkästen der Rostocker Bürger quellen jeden Tag von Werbung über, aber Theaterwerbung war und ist bislang nicht dabei. Selbst wer im Internet jeden Tag über die Online-Informationen von NNN, OZ und das-ist-rostock wandert, findet viel zu wenig zum laufenden Theaterbetrieb (dafür aber jede (Horror-) Meldung über das Theaterdesaster (siehe oben zitierten Brief der beiden Vereine: motiviert der etwa zu einem Theaterbesuch?) und die stereotype Wiederholung, dass erst ein Neubau alles besser werden läßt
  • Herausragende Leistungen werden in der Öffentlichkeit viel zu wenig (kaum!) gewürdigt. Ich denke da an die Tanztheater-Inszenierungen oder an The Who´s Tommy. So lange die Roznos-Aufführungen weitgehend besucherfrei bleiben, ist es in meinen Augen geradezu eine Unverschämtheit, einen Theaterneubau zu fordern!

Dies alles und mehr ist aber als Kritik nicht vorzugsweise an den OB und die Bürgerschaft (wie es die beiden Theatervereine tun) oder an die Medien zu richten, sondern vor allem an die Betriebsleitung des Theaters. Aber davon spricht kaum einer. Auch nicht die beiden Vereine. Dabei könnten sie sich sehr handfest einbringen, beispielsweise vielschichtige Gesprächsrunden mit den Theaterakteuren und den Theaterbesuchern organisieren. Oder sich mit dafür einsetzen, dass die Hoteliers der Stadt und des Umlandes endlich erkennen, welche Werbewirkung die guten (aber auch nur die!) -Theateraufführungen entfalten können und gegebenenfalls den Gast motivieren, eine Nacht länger zu bleiben. Oder andere Aspekte des Mehrwertansatzes von Torsten Koplin aufgreifen und zu beleben suchen. Oder, oder, oder...

Posted by Dr. Günter Hering at 18:50
Edited on: Freitag, Dezember 07, 2012 19:01
Categories: Inszenierungen, Konzeption(en), Kultur ist Mehrwert, Marketing, Personal, Theaterneubau

Dienstag, September 25, 2012

Wiedereröffnung des Großen Hauses

Am 25. September 2012 berichtet die NNN von der Wiedereröffnung des Großen Hauses:

Nun ist das Große Haus des Volkstheaters Rostock vollständig wiedereröffnet: mit einer Opernpremiere. Denn zur Eröffnung muss eine Oper gespielt werden, wie Intendant Peter Leonard in einer kurzen Ansprache vorweg feststellte. Dann hob sich der Vorhang am Sonntagabend für Rossinis Komische Oper "Der Barbier von Sevilla"...

Abgesehen von Qualtitätsmängeln, die wirklich nicht sein müssen (...während der ersten Takte der Ouvertüre saßen wohl noch nicht alle Musiker richtig auf ihren Stühlen, da wackelte und klapperte es noch im Zusammenspiel... Manches allerdings war nicht viel mehr als Klamauk und Grimasse, zuweilen wilder Radau, der den feinen Witz der Musik übertönte) war es offenbar insgesamt jedoch ein Opernabend, der den Applaus verdient hat.

Anmerkungen:

Gut und wichtig, aber warum verschweigt die NNN, dass zur Wiedereröffnung "The Who's Tommy" gespielt wurde? Etwas gewöhnungsbedürftig für viele ältere Theatergänger, aber so gut gesungen und gespielt, dass alle im vollbesetzten Haus begeistert waren und mit ihrem Schlussapplaus gar nicht aufhören wollten.

Die immer wieder zu bemerkenden Unterschlagungen guter und sehr guter Leistungen und die Hervorhebung von Mängeln sind für eine gute Akzeptanz des Rostocker Theaters höchst kontraproduktiv!

Montag, März 05, 2012

Faust II - eine nicht überzeugende Inszenierung

Und zu allen anderen Theaterprobleme auch noch misslungene Inszenierungen. Hier stellvertrentend für andere die Besprechung des "Faust II" in www.das-ist-rostock.de:

Halbfertig und unentschieden

Ein Stück zieht auf der Bühne hin: Faust Zwo, der Tragödie zweiter Teil. Der Autor selbst hielt sein Stück für unspielbar. ... Regisseur Wolf Bunge hätte auf den "Dichterfürsten" hören sollen.

Faust II ist riesig, unüberschaubar. Faust II hat keine Bögen, sondern Szenen und Episoden, die nur lose miteinander verbunden sind: Erst kommt der Hof des Kaisers, dann die Rückkehr in die Wissenschaft, dann die klassische Walpurgisnacht, dann die Geschichte mit Helena, dann das mit der Landgewinnung – na und dann kommt, was kommen muss: der Tod. Faust II ist sicher nicht Goethes bestes Werk...

Der Regisseur hätte sich entscheiden müssen, wohin das führen soll: Soll es eine Posse werden? Ein Epos? Trash? Es wurde – nichts von alledem...

Die Inszenierung im Theater im Stadthafen findet über den gesamten Zeitraum keine Haltung zum Text... Mal werden die Verse ironisierend geleiert, mal einfach aufgesagt, mal verballhornt und plötzlich – wenn man es gar nicht mehr erwartet – richtig ernst genommen. Die Inszenierung hechelt mit einer Atemlosigkeit durch das Werk, die im Zuschauersaal als Langeweile ankam. Licht, Bühne, Ton, Kostüm – alles setzte Akzente: Nur dass da nichts war, das man hätte unterstreichen oder hervorheben können. Nichts griff ineinander, die Inszenierung schien halbfertig. In der Pause verließen viele Zuschauer den Saal, niemand konnte es ihnen verübeln. Der starke, irritierende Auftakt mit einem Faust, der lieber weiterschlafen will als nochmal durch die Weltgeschichte zu hetzen, war verpufft. Bemerkungen zum verfallenden Kleinen Haus in der Eselföter Straße und das frische Video, das den Flug zur Walpurgisnacht per RSAG durch Rostock stattfinden lässt, ein Chor, der Songs von "The Doors" interpretierte – all das bremste das Stück weiter aus, das nie zu einen Rhythmus und einem eigenen Tempo fand. Die stärkste Szene ist der Tod von Faust. Aber das ist ganz schön lange hin...

Posted by Dr. Günter Hering at 15:59
Categories: Inszenierungen

Samstag, April 16, 2011

Braucht Rostock noch dieses Ballett ?

oz vom 16.04.2011 19:18

Braucht Rostock noch dieses Ballett ?

Man mag es kaum glauben, monatelang trainiert das Rostocker Tanztheater und dann das: Man findet keinen Premierenort mangels fehlender Bühne im Großen Haus? Diese ist nun seit ein paar Wochen geschlossen, also keine neue Erkenntnis, und man hätte aktiv nach einem Ersatzspielort suchen können.

Was für Vorstellungen (in einer dem Raum angepaßten Form) für Musiktheater und Schauspiel in der Nikolaikirche machbar ist, sollte auch für das Ballett möglich sein. Hier haben auch schon früher Ballettabende stattgefunden, erinnert sei an die großartige Inszenierung von "Kasper Hauser".

Fehlt es an Fantasie, Kreativität und Flexibilität des Herrn Roznos, seine Inszenierungen den veränderten Bedingungen anzupassen und zur Aufführung zu bringen.

Kritisch gefragt: Braucht Rostock eigentlich noch ein Ballett, das so wenig präsent ist? Hier wird in den nächsten Wochen eine Truppe vollfinanziert, ohne künstlerisch wirkungsvoll in Erscheinung zu treten. Für das geplante Sommertheater könnte man auch eine Ballett-Truppe vom "freien Markt" engagieren. Das spart angesichts der klammen Kassen des Volkstheaters auf jeden Fall eine Menge.

schreibt Tanja Fritsche aus Rostock

Anmerkung: Wer auch nur eine einzige Aufführung des Tanzensembles Roznos gesehen hat, kann die Frage von Frau Fritsche mühelos und vorbehaltlos mit einem klaren JA! beantworten. Roznos und seine Truppe setzen Maßstäbe, die in der Theaterwelt selten geworden sind (aber vielleicht ist gerade das der Grund, gegen ihn zu polemisieren: Den Theaterstandort Rostock unattraktiver werden lassen). Für die fehlenden Räumlichkeiten sind andere verantwortlich zu machen.

Posted by Dr. Günter Hering at 15:28
Edited on: Mittwoch, Dezember 05, 2012 15:33
Categories: Bürgermeinungen, Inszenierungen, Tanztheater