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Dienstag, Februar 05, 2013

Wie unredlich die Presse mit dem Volkstheater umgeht...

Vor einigen Tagen erschien in der Ostsee-Zeitung (OZ) ein Interview mit dem Rostocker OB, in dem er sich auch deutlich zum Theater äußerte - negativ wie (fast?) immer. Entgegen den Geflogenheiten der OZ steht das Interview in voller Länge auch online zur Verfügung.

Jetzt interviewte die OZ den Intendanten des Volkstheaters. Das war wohl unverzichtbar, denn der OB hatte bei den Besucherzahlen und Vergleichen doch arg daneben gegriffen. Dieses Interview ist dem Besucher der OZ-Onlineseite ohne Online-Abo nicht zugänglich, anders als das Interview des OB. Zudem erschien es seinem Dateinamen nach nicht auf der Rostocker, sondern auf der Ribnitzer Lokalseite: "Intendant: Theater läuft besser als der OB wahrhaben will - Ribnitz-Damgarten - OSTSEE ZEITUNG".

Der eine ist eben gleicher als die anderen. Interessierte können allerdings das Leonhard-Interview auf der MVPO-Webseite nachlesen, als Kurzfassung und auch in voller Länge.

Schade, dass der Intendant in bezug auf die Auswahl der Stücke so mit Blindheit geschlagen ist. Die OZ hatte ihm mit der Frage, ob es (zu) oft "populäre Stücke gibt", ein Stichwort für eine viel engagiertere Antwort gegeben. Aber Herr Leonhard übersah ja sogar, dass er den Welt-Uraufführungstermin von "Happy Birthday..." ausgerechnet auf den internationalen Holocaust-Gedenktag (Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz 1945 durch die Rote Armee) gelegt hat. Peinlich und typisch zugleich.

Mal abgesehen davon, dass in Rostock andere Stücke (mit mehr direktem oder indirektem Zeitbezug) viel mehr Interesse und Zuschauer gewinnen würden, bleibt die schlimme Tatsache, dass die wirklich guten Aufführungen totgeschwiegen werden. Zumindest in den Online-Ausgaben der regionalen Blättchen. Aktuell gilt das für die Premiere von "HAVE A LOOK". Diese Aufführung des hiesigen Tanzensembles kann "sich künstlerisch SEHR gut sehen lassen", wie mir ein glücklicher Besucher der ausverkauften Premiere mailte. Das war dank Rosznos und seiner Truppe nicht anders zu erwarten, umso beredter ist das Schweigen der Online-Zeitungen. WER steuert hier eigentlich WIE?

WARUM das Theater platt gemacht werden soll, hat OB Methling auf dem 1. OZ-Volkstheaterforum in einem unbedachten Nebensatz verraten: "2015 wird das Große Haus ohnehin abgerissen". Aber um das Gebäude 2015 abreißen zu können, muss zuvor die Organisation beseitigt werden. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für die vielen notwendigen Teilaktivitäten. Die besten Kräfte vergraulen (ist schon recht gut gelungen), Gebäude permanent schlecht reden und schreiben (dabei hilft leider auch der Intendant), Theater am Stadthafen als Spielstätte kündigen (angeblich aus Kostengründen, faktisch jedoch, damit nichts Bespielbares mehr bleibt), die Intendatensuche aussetzen (weil es ab 2015 keine Spielstätte mehr geben soll), mit der Vision eines Theaterneubaus ablenken (dabei hilft leider auch der Intendant) usw. usf.

Posted by Dr. Günter Hering at 16:00
Edited on: Mittwoch, Februar 06, 2013 12:18
Categories: Finanzen, Inszenierungen, Oberbürgermeister, Presse, Tanztheater, Verschwörungstheoretisches