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Montag, März 05, 2012

Faust II - eine nicht überzeugende Inszenierung

Und zu allen anderen Theaterprobleme auch noch misslungene Inszenierungen. Hier stellvertrentend für andere die Besprechung des "Faust II" in www.das-ist-rostock.de:

Halbfertig und unentschieden

Ein Stück zieht auf der Bühne hin: Faust Zwo, der Tragödie zweiter Teil. Der Autor selbst hielt sein Stück für unspielbar. ... Regisseur Wolf Bunge hätte auf den "Dichterfürsten" hören sollen.

Faust II ist riesig, unüberschaubar. Faust II hat keine Bögen, sondern Szenen und Episoden, die nur lose miteinander verbunden sind: Erst kommt der Hof des Kaisers, dann die Rückkehr in die Wissenschaft, dann die klassische Walpurgisnacht, dann die Geschichte mit Helena, dann das mit der Landgewinnung – na und dann kommt, was kommen muss: der Tod. Faust II ist sicher nicht Goethes bestes Werk...

Der Regisseur hätte sich entscheiden müssen, wohin das führen soll: Soll es eine Posse werden? Ein Epos? Trash? Es wurde – nichts von alledem...

Die Inszenierung im Theater im Stadthafen findet über den gesamten Zeitraum keine Haltung zum Text... Mal werden die Verse ironisierend geleiert, mal einfach aufgesagt, mal verballhornt und plötzlich – wenn man es gar nicht mehr erwartet – richtig ernst genommen. Die Inszenierung hechelt mit einer Atemlosigkeit durch das Werk, die im Zuschauersaal als Langeweile ankam. Licht, Bühne, Ton, Kostüm – alles setzte Akzente: Nur dass da nichts war, das man hätte unterstreichen oder hervorheben können. Nichts griff ineinander, die Inszenierung schien halbfertig. In der Pause verließen viele Zuschauer den Saal, niemand konnte es ihnen verübeln. Der starke, irritierende Auftakt mit einem Faust, der lieber weiterschlafen will als nochmal durch die Weltgeschichte zu hetzen, war verpufft. Bemerkungen zum verfallenden Kleinen Haus in der Eselföter Straße und das frische Video, das den Flug zur Walpurgisnacht per RSAG durch Rostock stattfinden lässt, ein Chor, der Songs von "The Doors" interpretierte – all das bremste das Stück weiter aus, das nie zu einen Rhythmus und einem eigenen Tempo fand. Die stärkste Szene ist der Tod von Faust. Aber das ist ganz schön lange hin...

Posted by Dr. Günter Hering at 15:59
Categories: Inszenierungen